Bauernprotest in Salzgitter begleitet die politischen Gespräche

Bauern aus der Stadt und dem Raum Goslar haben öffentlichkeitswirksam das Spitzengespräch der Politik mit Vertretern von Landwirtschaft, Handel, Verarbeitern und Verbrauchern begleitet. Sie trafen sich mit schwerem Gefährt zu einem kleinen Protest auf dem Parkplatz vor dem Aldi-Markt in Salzgitter-Bad, dieses Mal verzichteten sie auf eine Blockade des Lagers. Die vierstündige Zusammenkunft bei Kaffee und Keksen diente dazu, um die Aufmerksamkeit der Kunden auf die Situation der landwirtschaftlichen Betriebe zu lenken. „Wir wollen uns solidarisch zeigen mit den Kollegen in den Verhandlungen“, sagt Steffen Hohnschopp, Landwirt aus Groß Mahner. Ihm und seinen Mitstreitern geht es darum, faire Preise für die Höfe zu realisieren. Ob das gelingt, muss sich erst noch zeigen. Bis dahin gab es nur feste Zusagen für Gespräche. Steffen Honschopp hofft auf „Lösungen“ und dass nun mehr herauskommt als bei den „politischen Showrunden“ der Vergangenheit. Die Erzeugerpreise für Fleisch, Milch und Eier seien im Keller, beklagt der Landwirt. „Wir können damit nicht mehr leben.“ Die Erträge reichten nicht, um die Kosten zu decken, nicht einmal, um ausreichend Futter zu kaufen. Sollte sich an der Situation für die Landwirte nichts verbessern, wollen die Betriebe erneut auf die Straße gehen und den Druck wieder erhöhen. „Das ist das einzige, was anscheinend funktioniert“, sagt Steffen Hohnschopp. Mit Reden und Diplomatie sei nicht viel zu erreichen. Konkrete Ergebnisse gab es auch von Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast nicht zu hören, die sich per Videokonferenz mit rund 40 Vertretern von Landwirtschaft, Handel, Verarbeitern und Verbrauchern traf. Sie drängt nun auf eine klare Lebensmittelkennzeichnung für regionale Produkte: „Unsere Landwirte erzeugen hochwertige Produkte von herausragender Qualität. Der Lebensmittelhandel muss sein Marketing deshalb konsequent auf heimische Erzeugnisse ausrichten. Nur dann kann aus der Wertschätzung durch die Kunden wirklich Wertschöpfung für die Bauern werden.“ Die verbindliche Tierwohlkennzeichnung wird derzeit parallel auf EU-Ebene vorangetrieben. „Wir können bereits jetzt mit Hilfe des Einzelhandels die Umsetzung beginnen. Und zwar bei allen Produkten. Die Unternehmen müssen nur wollen“, so Barbara Otte-Kinast. Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann nahm ebenfalls an der Konferenz teil und zeigt Verständnis für die Position der Landwirte: „Der Lebensmitteleinzelhandel profitiert von der Qualität unserer landwirtschaftlichen Produkte. Hohe Qualität hat jedoch auch ihren Preis, daher sollte sich der Lebensmitteleinzelhandel nicht dem stetigen Preiskampf hingeben, sondern vielmehr gemeinsam mit den Landwirten an einer angemessenen Preisgestaltung arbeiten. Am Ende gilt es, auch bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern ein neues Preisbewusstsein für die qualitativ hochwertigen Produkte zu schaffen.“ Barbara Otte-Kinast und Bernd Althusmann erwarten nun eine konsequente Umsetzung des Gesetzentwurfs gegen unlautere Handelspraktiken (UTP-Richtlinie) und eine entsprechende Reaktion aus Berlin: „Wir können nur dann die Einkommen unserer Landwirte stärken, wenn die Regelungen jetzt Eins-zu-eins in Kraft treten. Das gilt auch für die Verarbeitungsindustrie.“ Die Ministerin betont den engen Zusammenhang zu dem von ihr geforderten neuen Gesellschaftsvertrag: „Höhere Umwelt- und Tierwohlstandards in der Landwirtschaft kosten Geld und müssen angemessen honoriert werden“, so Barbara Otte-Kinast, die sich zudem für eine stärkere Sensibilisierung der Verbraucher für das Thema aussprach. Von Roland Weiterer