Eine Sprecherin des Landesumweltministeriums in Hannover bestätigte am Mittwoch den Eingang eines Schreibens des Bundesumweltministeriums, in dem sich dieses über gravierende Sicherheitsmängel in dem Meiler bei Lingen besorgt zeige.
Anders als das Bundesumweltministerium sei man allerdings der Ansicht, dass die Lage im AKW Emsland „zu beherrschen“ sei, sagte sie. Man habe aber den Betreiber RWE aufgefordert, zu den Befürchtungen des Bundesumweltministeriums bis Ende November Stellung zu nehmen. Das Schreiben aus Berlin an die niedersächsische Atomaufsicht war am Dienstag durch einen Bericht der „tageszeitung“ bekanntgeworden.
Der Meiler in Lingen war am 24. Juli wegen eines Trafoschadens vom Netz gegangen. Der Bund hatte die niedersächsische Atomaufsicht daraufhin aufgefordert, sich vom Betreiber RWE die Ursachen für den technischen Defekt erklären zu lassen. Das Landesumweltministerium reagierte daraufhin mit einer Stellungnahme, die dem Bundesumweltministerium aber zunächst nicht ausreichte. Erst nach mehrmaliger Korrespondenz stimmte das Bundesumweltministerium dem Wiederanfahren des Meilers Anfang August zu.
Laut dem Bericht der „tageszeitung“ sieht die Behörde des scheidenden Ministers Sigmar Gabriel (SPD) nun erneut Sicherheitsmängel und setzte dem Landesumweltministerium eine Frist, das AKW bis 31. Dezember nachzurüsten. „Ihr Vorgehen widerspricht der Strahlenschutzverordnung“, wird aus dem Schreiben zitiert. Konkret geht es um das Kühlsystem, das nach Ansicht von Gabriel nicht nur ein Problem im Atomkraftwerk Emsland, sondern auch in sieben anderen Druckwasserreaktoren, darunter in neueren Kraftwerken wie Grohnde oder Brokdorf, darstelle.
ddp