Die Grünen halten der Bundeswehr vor, die Umstände herunterzuspielen, die im Spätsommer zu dem riesigen Moorbrand im Emsland geführt haben. „Das Verteidigungsministerium hat anscheinend den Schuss nicht gehört und spielt den Vorgang weiter herunter“, sagt der stellvertretende Landtagsfraktionsvorsitzende der Grünen, Christian Meyer. Die Antworten, die das Verteidigungsministerium auf eine Kleine Anfrage im Bundestag gegeben hat, sind in Meyers Augen unbefriedigend.
Schießkampagne mit vertretbarem Risiko?
In ihrer ausführlichen Antwort auf Fragen der Grünen hat die Bundeswehr noch einmal die Umstände des Raketentests beschrieben, der am 3. September das Moor in Brand setzte. Die Kosten der sogenannten „Schießkampagne“ des Airbus Helicopter Tiger hätten sich auf rund 792.000 Euro belaufen. Für den Test hatte die Bundeswehr der privaten Firma Airbus einen Hubschrauber zur Verfügung gestellt. Hätte man die Kampagne verschoben, etwa wegen der Sommerdürre, wären „ungefähr 70 Prozent dieser Kosten erneut angefallen“, also etwa 500.000 Euro. Die Bundeswehr wehrte sich am Dienstag allerdings gegen den Vorwurf, aus Kostengründen den Test angesetzt zu haben. Das Risiko sei damals als „vertretbar“ eingeschätzt worden, heißt es in der Antwort auf die Anfrage der Grünen.
Bei dem Brand sind nach bisherigen Angaben 1000 Hektar Moorfläche vernichtet worden, die als ökologisch wertvoll gilt. Die Bundeswehr will durch ein zehnjähriges Monitoring schauen, wie sich die Natur erholt – das ist für den Grünen Meyer unakzeptabel. Er schätzt allein den Klimaschaden auf 100 Millionen Euro.
Von Michael B. Berger