„Wir sollten uns bewusst sein, dass wir allein wegen der Demografie in den nächsten Jahren rund 1,5 Millionen qualifizierte ausländische Arbeitskräfte brauchen, um unser Wachstum und unsere Sozialsysteme zu stabilisieren“, sagte der hannoversche IHK-Präsident Hannes Rehm am Montag beim Neujahrsempfang der Kammer. Heinrich Alt, Vorstandsmitglied der Bundesagentur für Arbeit, betonte: Ausländer leisteten einen wichtigen Beitrag zur „Standort- und Beschäftigungssicherung“ in Deutschland.
Die Zuwanderung qualifizierter Mitarbeiter verbessere die Innovationsfähigkeit eines Landes und treibe den technischen Fortschritt voran, sagte Gastredner Alt. Unternehmen, die ausländische Fachkräfte beschäftigten, seien nicht nur produktiver – sie exportierten auch mehr, „weil Mitarbeiter mit Migrationshintergrund Türöffner für ausländische Märkte sind“. Wenn es überhaupt einen Verdrängungswettbewerb auf dem deutschen Arbeitsmarkt gebe, dann gelte dies für schlecht qualifizierte Migranten – nicht jedoch für Einheimische.
Zusätzliche Arbeitsplätze seien zuletzt oft von Ausländern besetzt worden, sagte Alt. Erfreulicherweise seien in den Jahren 2012 und 2013 mehr Menschen zu- als abgewandert. Im vergangenen Jahr waren hierzulande 2,3 Millionen ausländische Mitbürger sozialversicherungspflichtig beschäftigt – 23 Prozent mehr als vor zehn Jahren. Die meisten Zuwanderer, sagte Alt, kämen nicht deshalb hierher, „weil Deutschland so schön ist, sondern weil es ihnen im Heimatland so schlecht geht“. Sie müssten gehalten werden, wenn es den Heimatländern wieder besser gehe.
Die Politik streitet derweil weiter über die Frage, ob die neue Freizügigkeit für Arbeitskräfte aus Rumänien und Bulgarien zu einer verstärkten Belastung der Sozialsysteme führen könnte. Die EU-Kommission stellte am Montag klar, dass die EU-Staaten Aufenthaltsrecht und Sozialleistungen für EU-Migranten von ihrem Erfolg bei der Arbeitssuche abhängig machen können. „Es gibt keinen Automatismus, dass jemand nach sechs Monaten ein Recht auf einen Wohnsitz erhält“, sagte der EU-Sozialkommissar László Andor. Sechs Monate seien eine angemessene Zeit, um zu ermitteln, ob jemand zumindest eine realistische Chance auf eine Arbeit habe.
(mit Material von der dpa)