Am Dienstag sollen ein Dutzend Vereinbarungen unterzeichnet werden – auch von Unternehmen, die deutsch-russische Geschäfte besiegeln wollen.
Überschattet wird das Treffen von den Querelen um die ursprünglich am 3. Oktober geplante Verleihung des Einheitspreises Quadriga an Russlands Ministerpräsident Wladimir Putin. Nach massiver Kritik an der Entscheidung hatte der Verein „Werkstatt Deutschland“ am Wochenende mitgeteilt, dass die Verleihung des Einheitspreises Quadriga dieses Jahr ausfällt. Kritiker werfen Putin, der nicht an den Regierungskonsultationen in Hannover teilnimmt, mangelnde Beachtung der Menschenrechte vor.
Nach dem Ärger über die unglückliche Jury-Entscheidung sind beide Seiten um Schadensbegrenzung bemüht. Das deutsch-russische Verhältnis und vor allem die florierenden Wirtschaftsbeziehungen sollen darunter nicht leiden – so wird in Berlin wie in Moskau gleichermaßen versichert. Denn schließlich ist es für beide Seiten seit Jahren ein Milliardengeschäft. Die Bundesrepublik zählt zu den bedeutendsten Handelspartnern Russlands.
Deutlich mehr Waren fließen aus Russland nach Deutschland als umgekehrt – allen voran Energie. Die angestrebte und nicht unumstrittene Kooperation zwischen dem russischen Energieriesen Gazprom und dem deutschen Marktführer RWE dürfte bei den Gesprächen eine Rolle spielen. Nach derzeitiger Planung, heißt es in Verhandlungskreisen, wolle der russische Präsident das Geschäft direkt mit Kanzlerin Merkel besprechen. Dabei soll die mögliche Bereitschaft der deutschen Regierung für einen breiten Einstieg des Gasmultis auf dem deutschen Markt getestet werden. Hauptanteilseigner von Gazprom ist der russische Staat. Kritiker fürchten daher eine zu hohe Abhängigkeit der deutschen Energieversorgung vom Kreml.
Bereits am Sonntag begann in Wolfsburg das deutsch-russische Gesprächsforum Petersburger Dialog. Drei Tage lang wollen Fachleute über die Zusammenarbeit beider Länder beraten. Zum Auftakt kamen Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister und der frühere russische Präsident Michail Gorbatschow.