Der Landesvorstand der niedersächsischen AfD hat den Parteitag am 4. Februar abgesagt. Trotzdem will die AfD an diesem Tag damit beginnen, ihre Kandidaten für die Bundestagswahl aufzustellen. Der Landesvorsitzende Paul Hampel will sich auf Platz 1 der Liste für den Bundestag wählen lassen. Dagegen gibt es parteiintern Widerstand. Der "Weser-Kurier" hatte zuerst über die Absage des Parteitages berichtet.
Gegner von Hampel hatten ursprünglich zusätzlich einen Parteitag einberufen, um vor der Kandidatenkür über interne Probleme zu beraten. Vor zwei Wochen hatten elf AfD-Kreisverbände dazu den Antrag gestellt. Der Landesvorstand gab dem statt. Mittlerweile sind aber zwei Kreisverbände wieder abgesprungen. Hampel sagte dazu am Donnerstag: "Die Satzung fordert, dass mindestens zehn Kreisverbände so einen Parteitag beantragen müssen. Diese Zahl ist nicht zustande gekommen."
Hampels parteiinterne Gegner beharren auf dem Parteitag. "Was einmal beschlossen wurde, kann man nicht einfach wieder rückgängig machen", sagte ein Kreisvorsitzender, der nicht namentlich genannt werden will. Mehrere Parteimitglieder hätten zur Klärung dieser Frage das Landesschiedsgericht angerufen. Hampel räumte diesem Ansinnen wenig Chancen auf Erfolg ein.
Die Hampel-Kritiker vermuten, dass hinter der Absage des Parteitags die Angst des Vorstandes vor einer Abrechnung steht. Denn drei Kreisvorstände hatten einen Abwahlantrag gegen Hampel und mehrere Vorstandsmitglieder gestellt. Sie wollten auf diese Weise dem umstritten Landesvorsitzenden und seinen Mitstreitern den Weg zur Bundestags-Kandidatur verbauen.
"Die AfD Niedersachsen ist mittlerweile ein Scherbenhaufen. Hampel und der Landesvorstand sind politisch am Ende", sagte dazu der ehemalige AfD-Kreisvorsitzende aus Ostfriesland, Holger Pieters. Er war nach einem Streit mit Hampel kürzlich zurückgetreten. Mit der Absage des Parteitages habe der Vorstand endgültig alle Mitglieder gegen sich aufgebracht, kritisierte Pieters.
dpa