Allein in den vergangenen zwölf Monaten seien 27.594 dieser Kinder in die Schulen in Niedersachsen gekommen. Insgesamt brauchen demnach fünf Prozent aller 792.000 Schüler in Niedersachsen Nachhilfe beim Erlernen der deutschen Sprache. Das sei eine Herausforderung, die nicht vorhersehbar gewesen sei und der sich kein anderer Kultusminister je habe stellen müssen, sagte Heiligenstadt, und warb am Mittwoch im Landtag um Verständnis: "In einer Situation, in der sich unser System streckt, um 30.000 zusätzliche Schülerinnen und Schüler beim Ankommen in unserem Land zu unterstützen, kann nicht alles perfekt funktionieren." Sie habe immer gesagt, dass man "auf Sicht fahren" müsse und nicht alles in gewohnten Bahnen verlaufen werde, so Heiligenstadt.
Die Opposition hatte wissen wollen, ob die angekündigten Einstellungen von 2600 Lehrern zum nächsten Schuljahr ausreichen, um die Unterrichtsversorgung wieder auf oder über 100 Prozent zu heben. Derzeit liegt sie leicht darunter. Zahlen aus der Personalplanung des Ministeriums, die Heiligenstadt am Mittwoch im Landtag vorstellte, zeigten zudem, dass es großen Handlungsbedarf gibt: Ohne Neueinstellungen würde die Unterrichtsversorgung landesweit und über alle Schulformen auf 97 Prozent abrutschen, zeigen Zahlen der Personalplanung des Ministeriums. Das würde den Ausfall von Pflichtunterricht bedeuten. Am besten wären dann noch die Hauptschulen mit 103 Prozent versorgt, am schlechtesten die Oberschulen mit 91 Prozent. Gymnasien lägen bei 97 Prozent, die Gesamtschulen bei 94,6 Prozent. In der Berechnung der Prognose rutschen die Grundschulen auf 98,8 Prozent und wären damit erstmals unter der 100-Prozent-Marke.
Diese Entwicklung will Heiligenstadt mit den Neueinstellungen verhindern: "Das Ziel einer möglichst hohen Unterrichtsversorgung, die einen Pflichtunterricht in jedem Fach gewährleistet, strebe ich auch weiterhin an", sagte die Ministerin. Doch sie bereitete den Landtag darauf vor, dass das angesichts der Flüchtlingskrise schwierig werden könnte: "In dieser Situation geht es nicht darum, lediglich eine blanke statistische Zahl in den Mittelpunkt zu stellen", sagte die Ministerin.