„Wir fühlten uns als Angehörige von der Regierung und dem Krisenstab am Ende nur noch im Stich gelassen“, sagt Christian Euskirchen der Oldenburger „Nordwest-Zeitung“ (Mittwochausgabe). Euskirchen habe an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Bundespräsident Horst Köhler und weitere führende Politiker aller Parteien in seiner Not geschrieben und keine Antwort bekommen. „Aus dem Kanzleramt habe ich immerhin eine Eingangsbestätigung bekommen, aber mehr auch nicht“, sagte Euskirchen, der im niedersächsischen Brake zu Hause ist.
Der am 4. April rund 400 Seemeilen östlich von Mombasa von somalischen Piraten gekaperte Frachter der Hamburger Reederei Leonhardt & Blumberg war am Montagabend wieder freigekommen. Medienberichten zufolge erhielten die Seeräuber für die Freilassung 2,75 Millionen Dollar Lösegeld. Das Schiff wird frühestens am Donnerstag im Hafen von Mombasa in Kenia anlegen. Unter den 24 Besatzungsmitgliedern sind fünf Deutsche, darunter der Kapitän und der Nautische Offizier.
Euskirchen zufolge hätten weitere Politiker wie Links-Fraktionschef Gregor Gysi auch auf sein Drängen am Telefon hin keine Zeit gehabt, um sich seinen Ängsten um seinen Sohn zu widmen. „Ich bin maßlos enttäuscht und fühle mich in meiner Menschenwürde verletzt“, betonte der Vater des 26-jährigen Schiffsoffiziers.
Nach dem Stopp der geplanten Befreiungsaktion durch Spezialeinheiten der GSG 9 sei auch der Krisenstab seiner Meinung nach nicht mehr nennenswert tätig gewesen. „In meiner Not bin ich so weit gegangen, die Bundesregierung wegen unterlassener Hilfeleistung zu verklagen“, sagte Euskirchen dem Blatt. Das Verwaltungsgericht Berlin hatte seinen Eilantrag im Juli abgewiesen.
ddp