Bei einem Angriff auf das Polizeihauptquartier der südafghanischen Provinzhauptstadt Kandahar sind mindestens zehn Menschen getötet worden. Zudem gebe es mindestens 92 Verletzte, sagte Dschamal Baraksai, ein Sprecher der Polizei, am Donnerstag. Unter den Toten seien zwei Polizisten. Das Gelände werde auf weitere Angreifer abgesucht. Zu dem Überfall bekannten sich die radikalislamischen Taliban.
Laut dem Sprecher des Provinzgouverneurs, Bahir Ahmadi, hatte am späten Donnerstagnachmittag erst ein Selbstmordattentäter eine Autobombe vor einem der Eingänge des Polizeihauptquartiers gezündet. Mehrere Bewaffnete seien kurz darauf in das hochgesicherte Gebäude vorgedrungen. Später habe es zwei weitere Explosionen gegeben. Allerdings sei nicht klar, ob eventuell Angreifer Sprengstoffwesten zündeten oder Granaten eingesetzt worden seien, sagte Ahmadi.
Taliban reklamiert Anschlag für sich
Bilder und Videos in sozialen Medien zeigten meterhohe Flammen, eine große Rauchwolke und zerstörte Fensterscheiben. Einem Beamten zufolge, dessen Büro neben dem Polizeihauptquartier ist, haben mehrere Autos seiner Behörde nach der Explosion Feuer gefangen.
In einer über Whatsapp verbreiteten Nachricht reklamierten die Taliban den Anschlag für sich. Nach dem Zünden einer Autobombe seien mehrere Angreifer mit Sprengstoffwesten und anderen Waffen in das Polizeihauptquartier eingedrungen, hieß es in der Nachricht.
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Ungeachtet laufender Gespräche über eine politische Lösung des langwierigen Konflikts in Afghanistan dauern die Kampfhandlungen an. Taliban-Kämpfer greifen täglich Kontrollposten, Stützpunkte oder Konvois der Sicherheitskräfte an. Gleichzeitig führen afghanische Streitkräfte mit US-Unterstützung Nachtoperationen und Luftschläge durch.
Verhärtung der Positionen
Die Konfliktparteien glauben, durch erhöhten militärischen Druck die eigene Verhandlungsposition zu stärken. Die Denkfabrik International Crisis Group warnte kürzlich in einer Analyse, die eskalierende Gewalt könne zu einer Verhärtung der Positionen führen. Nach Anschlägen in den vergangenen Wochen hatten Afghanen in sozialen Medien auch dazu aufgerufen, die Gespräche auszusetzen.
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Von RND/dpa/lc