Ein unerwartet schneller Aufstieg für eine 32-Jährige? Nicht unbedingt.
Im Berliner Politikbetrieb hatte sich die junge Frau bereits in den vergangenen Jahren einen Namen gemacht. Vor allem im BND-Untersuchungsausschuss galt die CDU-Abgeordnete als eine hartnäckige Fragestellerin, die sich auch von altgedienten Politikern nicht aus der Ruhe bringen ließ. Das bekamen unter anderem Frank-Walter Steinmeier, Joschka Fischer und Otto Schily zu spüren, als sie die Rolle der deutschen Geheimdienste während des Irakkriegs beschreiben sollten.
Dem Nachwuchstalent wird es in der Hauptstadt durchaus zugetraut, das Familienministerium zu führen – auch wenn sie selbst weder verheiratet ist noch Kinder hat. Dass es ihr nicht an Durchsetzungskraft mangelt, demonstrierte sie auch im Wahlkampf: Der SPD-Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul jagte sie im September in ihrem Wahlkreis Wiesbaden das Direktmandat ab.
Trotz ihres jungen Alters sammelte Kristina Köhler bereits reichlich politische Erfahrung. Vor ihrem Einzug in den Bundestag vor sieben Jahren war sie Stadtverordnete in Wiesbaden. In die Junge Union trat sie mit 14 Jahren ein. Sich selbst bezeichnet sie als „Fachpolitikerin für Islam, Integration und Extremismus“. In Wiesbaden hat Köhler die bundesweit einmalige Integrationsvereinbarung der Stadt mit muslimischen Organisationen mit angestoßen und begleitet. Kanzlerin Angela Merkel zeigte sich bei der Präsentation ihrer Entscheidung überzeugt, dass die Soziologin als Ministerin eine gute Arbeit leisten werde.
Gleichwohl ließ die Kritik an dieser Personalentscheidung nicht lange auf sich warten. Grünen-Fraktionschefin Renate Künast sagte: „Merkel hängt am Gängelband von Roland Koch und entscheidet wie die CSU nur nach Landsmannschaft: Einziges Kriterium ist die hessische Herkunft.“