Die Präsidenten der führenden Technischen Universitäten Deutschlands haben dazu aufgerufen, die Studentenproteste gegen die Studienbedingungen an den Hochschulen ernst zu nehmen. Angesichts der berechtigten Forderungen der jungen Menschen nach Verbesserung könne sich niemand seiner Verantwortung entziehen, "nicht die Universitäten, nicht die Politik und auch nicht die Wirtschaft", erklärten die TU-Präsidenten in Berlin anlässlich der am Donnerstag anstehenden Sitzung der Kultusministerkonferenz (KMK).
Studenten wollen am Rande der KMK-Sitzung in Bonn gegen die sogenannte Bologna-Reform demonstrieren, in deren Rahmen Bachelor- und Master-Studiengänge eingeführt wurden. "Man muss den ernsthaft protestierenden Studierenden dankbar dafür sein, dass sie allen verantwortlichen Akteuren zeigen, wo die Schwächen des Bologna-Prozesses liegen und der Verbesserung dieser Reform von der Basis aus einen neuen Impuls geben", heißt es in der Erklärung der Präsidenten der sogenannten TU9. In dem Verband sind die RWTH Aachen, die TU Berlin, die TU Braunschweig, die TU Darmstadt, die TU Dresden, die Leibniz Universität Hannover, das Karlsruhe Institute of Technology, die TU München und die Universität Stuttgart zusammengeschlossen.
An die Adresse der Wirtschaft erklärten die TU-Präsidenten, diese müsse einsehen, "dass es nicht nur darum gehen kann, junge Menschen möglichst schnell durch ein verschultes Universitätsstudium zu schleusen." Bildung sei keine Ware. Bildung heiße, dass jemand im Rahmen seines Studiums auch mal nach links und rechts schauen können müsse.
Die Politik habe nun hoffentlich verstanden, welchen Belastungen die Studierenden und auch die Lehrenden an den Universitäten ausgesetzt seien. Die TU9-Universitäten kündigten zudem an, vor dem für April geplanten Bologna-Gipfel mit Wissenschaftsministern von Bund und Ländern, Vertretern der Hochschulen und Studenten konkrete Verbesserungsvorschläge für die Reform vorzulegen.
afp