Nach der Katastrophe bei der Loveparade sehen sich Polizei und Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) neuen heftigen Vorwürfen ausgesetzt. Zudem dringt die Deutsche Polizeigewerkschaft auf einen Sicherheits-TÜV für Großveranstaltungen.
Nach Einschätzung von Loveparade-Chef Rainer Schaller könnte die Tragödie durch eine verhängnisvolle Anweisung der Polizei ausgelöst worden sein. Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa kritisierte Schaller die Einsatzleitung der Polizei. Diese hat nach Schallers Angaben alle Schleusen vor dem westlichen Tunneleingang öffnen lassen. Zuvor hätten die Veranstalter 10 der 16 Schleusen geschlossen gehalten, weil bereits eine Überfüllung des Tunnels gedroht habe.
Durch die Anweisung der Polizei sei dann der Hauptstrom der Besucher unkontrolliert in den Tunnel gelangt. „Für den Fall der Überfüllung sollten die Schleusen geschlossen werden“, sagte Schaller der dpa. Nach der Massenpanik bei der Techno-Party hatte sich am Montagabend die Zahl der Todesopfer auf 20 erhöht.
Der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, pocht auf neue Regelungen für Mega-Events. „Das Sicherheitskonzept für Massenveranstaltungen ist derart anspruchsvoll, dass es nicht allein in den Händen einer Stadtverwaltung liegen darf“, sagte Wendt der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Dienstag). Es sei zwingend erforderlich, eine Art TÜV für Großveranstaltungen einzuführen. Künftig sollten Ereignisse wie die Loveparade nur noch möglich sein, wenn der zuständige Landesinnenminister grünes Licht gegeben habe.
Wie die „Kölnische Rundschau“ berichtete, unterschrieb Duisburgs OB Sauerland die ordnungsbehördliche Erlaubnis für die Loveparade erst kurz vor Beginn um 09.00 Uhr. In einem Artikel der Zeitung heißt es: „Noch am Freitag wurde in verschiedenen Sitzungen über das Sicherheitskonzept debattiert, wobei die Duisburger Berufsfeuerwehr und Polizisten nochmals deutlich machten, dass die Großveranstaltung so nicht stattfinden kann.“ Sauerland sagte der „Rheinischen Post“ (Dienstag), er habe nichts von Sicherheitsbedenken vor Beginn der Loveparade gewusst.
dpa