Gegen den mutmaßlichen Täter vom Frankfurter Hauptbahnhof ist Haftbefehl erlassen worden. Der 40-jährige Eritreer wurde am Dienstagnachmittag dem Haftrichter vorgeführt und muss nun in Untersuchungshaft, wie die Sprecherin der Frankfurter Staatsanwaltschaft der Deutschen Presse-Agentur sagte. Ihm wird Mord und versuchter Mord in zwei Fällen vorgeworfen.
Am Montag hatte ein Mann am Frankfurter Hauptbahnhof einen Jungen und dessen Mutter vor einen einfahrenden ICE gestoßen. Der Junge starb noch im Gleisbett, die Mutter konnte sich retten und wurde verletzt.
Schweizer Polizei suchte den Mann
Der mutmaßliche Täter von Frankfurt war bereits seit dem vergangenen Donnerstag von der Schweizer Polizei gesucht worden. Der Mann habe seine Nachbarin mit einem Messer bedroht, eingesperrt und sei dann geflohen. Daraufhin sei er in der Schweiz zur Festnahme ausgeschrieben gewesen, sagte Bundespolizeipräsident Dieter Romann am Dienstag in Berlin bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) und BKA-Präsident Holger Münch. „Er war auch im Vorfeld mit entsprechenden Delikten bereits in der Schweiz auffällig“.
Im Video: 400 Menschen gedenken des in Frankfurt getöteten Jungen
Die Kantonspolizei Zürich gab unterdessen bekannt, dass der mutmaßliche Täter in diesem Jahr in psychiatrischer Behandlung war. Es seien bei einer Hausdurchsuchung Dokumente gefunden worden, die darauf schließen lassen.
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Zur Person des mutmaßlichen Täters sagte Bundespolizeipräsident Romann in Berlin weiter, er sei 1979 in Eritrea geboren, verheiratet und Vater dreier Kinder. Seinen Wohnsitz habe er in der Schweiz. 2006 sei der Mann unerlaubt in die Schweiz eingereist und habe dort Asyl beantragt,was ihm zwei Jahre später gewährt worden sei.
„Vorbildliches Verhalten“ in der Schweiz
„Er besitzt seitdem in der Schweiz die Niederlassungsbewilligung der Kategorie C, das heißt gut integriert“, sagte Romann. Der Verdächtige sei einer festen Arbeit nachgegangen, „aus Sicht der Ausländer- und Asylbehörden in der Schweiz vorbildlich“.
Der Mann sei in Publikationen sogar als Beispielfall gelungener Integration genannt worden, sagte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU).
Von RND/dpa