„Es gibt einen nachweisbaren Effekt: Eine fiktionale Serie wie ‚Die Simpsons‘ kann die politische Einstellung von Menschen beeinflussen“, sagt Carsten Wünsch, Professor für Rezeptions- und Wirkungsforschung an der Universität Bamberg. „Wenn wir politische Entscheidungen treffen, greifen wir auf das Wissen zurück, das wir in unserem Gedächtnis finden. Und in unserem Gedächtnis sind Informationen aus fiktionalen Quellen wie TV-Serien und aus faktualen Quellen wie etwa journalistischer Berichterstattung, Reportagen, Nachrichten oder Talkshows nicht klar getrennt“, sagt Wünsch.
Für die Studie zeigte der Bamberger Medienforscher zwei Testgruppen zu jeweils 34 Personen ausgewählte Folgen der „Simpsons“ und befragte sie anschließend dazu. Der ersten Gruppe wurden Episoden gezeigt, die sich mit dem Thema Umweltverschmutzung befassen.
Die zweite Testgruppe bekam Folgen zu sehen, die sich um das Thema Bildungspolitik drehen. Anschließend wurde den Testpersonen ein ausgeklügelter Fragebogen vorgelegt, in dem es unter anderem um die Zufriedenheit mit der Arbeit der deutschen Bundesregierung ging – und siehe da: Für die Befragten der „Umweltgruppe“ spielte die Ökologie eine wesentlich größere Rolle als die Bildungspolitik. Bei den Mitgliedern der „Bildungsgruppe“ war es genau andersherum – ein klarer Beweis dafür, dass die entsprechenden „Simpsons“-Episoden die jeweiligen Zuschauer im Unterbewusstsein für das behandelte Thema sensibilisierten.
Martin Weber