Krise der Klassik? Leere Säle? Publikumsschwund? Die NDR Radiophilharmonie lieferte jetzt im ausverkaufen Kuppelsaal ein eindrucksvolles Beispiel dafür, dass dergleichen für sie nicht gilt.
„Hannover Proms“ hatte sie das Auftaktkonzert des neuen Chefdirigenten Andrew Manze genannt, mit dem sie nicht nur den Einstand des neuen Chefdirigenten feierte, sondern – mit einer norddeutschen Variante der berühmten Londoner „Last Night of the Proms“ – zugleich ihren musikalischen Beitrag zum 300-jährigen Jubiläum rund um die Personalunion leistete.
Wie das geschah? Das war mehr als eindrucksvoll.
Eine dichte, mitreißende Athmosphäre hatte Chefdirigent Manze mit der Radiophilharmonie schon im ersten Teil mit einem Programm rund um den Barockkomponisten Georg Friedrich Händel und die Briten Ralph Vaugham Williams (mit der wunderbaren Solistin Arabella Steinbacher) und William Walton geschaffen.
Tausende Fans im Stadtpark
Etwa 5.500 Menschen strömten am Sonnabend trotz spätsommerlicher Temperaturen in den Stadtpark, um die kostenlose Videoübertragung von „Hannover Proms“ zu sehen. Allein der erleuchtete Stadtpark war dabei eine Ereignis für sich. Alles zur Feier im Park lesen Sie hier.
Eine Stimmung fast wie im Fußballstadion herrschte in dem in rot-blauen Farben ausgeleuchteten, altehrwürdigen, hannoverschen Kuppelsaal, als im zweiten Teil zu Englands heimlicher Nationalhymne „Rule, Britannia“ überall im Saal Flaggen geschwenkt wurden. Der NDR hatte die Liedtexte ausgelegt.
Das hannoversche Publikum stand von den Plätzen auf und sang – wie auch die mitwirkenden hannoverschen Chöre – inbrünstig mit. Dirigent Andrew Manze ließ kurzerhand seinen Stock links liegen und dirigierte mit einer deutschen und einer britischen Flagge Richtung Publikum.
Live übertragen wurde das Konzert nicht nur auf einer Videoleinwand in den angrenzenden hannoverschen Stadtpark, sondern ab 21.45 Uhr auch im NDR-Fernsehen mit Liveschaltung nach London. Da soll noch einer sagen, dass die kühlen Norddeutschen nicht feiern können.