Schaumburg: Corona-Fall bei Mitarbeiterin in Alten-und Pflegeheim

Seit Dienstag hängen die Schilder an den Eingängen des Josua-Stegmann-Heims in Stadthagen (Schaumburg). Das Szenario ist eingetreten, vor dem wohl aktuell bundesweit jede Heimleitung die größte Angst hat: Das Coronavirus hat die Einrichtung erreicht, das Gesundheitsamt hat die Quarantäne ausgesprochen. Am Dienstag hat eine Mitarbeiterin das positive Testergebnis erhalten. Vorstand Thomas Erbslöh hat sofort reagiert. Das DRK und das Gesundheitsamt waren vor Ort, um alle Bewohner und die Kollegen, mit denen die Infizierte Kontakt hatte, zu testen. „Glücklicherweise war die Mitarbeiterin nur mit zwei anderen Pflegern in der Nachtwache“, erklärt Erbslöh. So sei es unwahrscheinlich, dass sich weitere Mitarbeiter angesteckt haben. Und in diesem Fall sei sehr schnell reagiert worden. Alle Bewohner sollen auf Coronavirus getestet werden: Allerdings: Die Nachtwache ist für alle 129 Bewohner zuständig – weswegen nun entschieden wurde, alle testen zu lassen. „Wir können es einfach nicht ausschließen“, sagte Erbslöh. Anhand von Kontaktlisten versuche man, alle Möglichkeiten abzudecken, „aber bei 300 Eintritten täglich ist das natürlich eine Herausforderung“. Die Testergebnisse werden für Mittwoch erwartet. Bei mehr als drei Infizierten werde der Pandemie-Plan greifen, erklärt der Vorstand: „Wir sind auf eine Kohorten-Isolierung vorbereitet.“ Eine Verbreitung des Virus muss vermieden werden, soll eine solche Katastrophe wie im Wolfsburger Hanns-Lilje-Heim vermieden werden. Dort hatten sich im März rund die Hälfte der 165 Bewohner infiziert, 43 starben an dem Virus. Lange von geringen Infektionszahlen profitiert: Es sei nur eine Frage der Zeit gewesen, bis der erste Fall eintrete, zeigt sich der Einrichtungsleiter auch angesichts solcher Schreckensszenarien krisenfest. Man habe lange davon profitiert, dass die Zahlen im Landkreis so gering waren und die Bewohner isoliert wurden. Er sei jedoch froh, dass diese Maßnahmen aufgehoben worden seien und Platz gemacht hätten für ein Konzept mit kontrollierten Eintritts- und Abstandsregeln. „Wir haben diese Maßnahmen bereits früh ausgesprochen, weil wir in unserem Krisenstab mehrere Krankenschwestern haben, die an der Erstellung des Hygienekonzepts maßgeblich beteiligt waren.“ Auch beim Gesundheitsamt habe man damit gerechnet, dass das Virus auch die Heime wieder erreicht, sagt Kreissprecher Klaus Heimann auf Anfrage. Er hoffe jedoch, dass es wie bei den ersten Fällen in Schaumburg Ende März wieder gelingen wird, die Ausbreitung frühzeitig zu stoppen. Um sicherzugehen, seien auch erneute Testungen der Bewohner in einigen Tagen denkbar. Angehörige halten sich nicht an Regeln: Leider hätten die Mitarbeiter immer wieder die Erfahrung machen müssen, dass sich Angehörige nicht an die Regeln hielten, so Erbslöh: „Wir mussten sogar schon Hausverbot erteilen.“ Umso länger der Virus währt, desto weniger fänden die Maßnahmen bei vielen Beachtung. Er bittet um Verständnis, dass nicht alle Angehörigen persönlich über die Situation und die verordnete Quarantäne informiert werden konnten. Die Funktionsfähigkeit der Einrichtung sei sichergestellt, betonen sowohl der Vorstand als auch Kreissprecher Heimann. von Mira Colic