Radioaktive Wolke von 2017 über Europa kam wohl aus Russland

Im Herbst des Jahres 2017 zog eine radioaktive Wolke des Elements Ruthenium über Europa. Woher sie stammte, ist bis heute ungeklärt. Bisher hat sich kein Land dazu bekannt, Ursprungsort der Wolke zu sein. Forscher der Leibniz Universität Hannover und der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster haben nun eine Studie in einer Fachzeitschrift veröffentlicht, die wissenschaftliche Belege für eine Vermutung liefert, die bereits 2018 geäußert wurde: Die Spur der erhöhten radioaktiven Werte führt nach Russland. Offenbar hat es dort einen Zwischenfall in einer Wiederaufbereitungsanlage gegeben, den das Land nicht international kommuniziert hat. Professor Georg Steinhauser von der Leibniz Universität Hannover und Professor Thorsten Kleine von der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster haben Rückstände der Ruthenium-Isotope in Luftfiltern untersucht. Nicht aus einer militärischen Einrichtung: Die Forscher stellten fest, dass der in der Wolke enthaltene Brennstoff nicht für militärische Zwecke bestimmt sein konnte, sondern ziviler Natur war. „Die Verhältnisse der einzelnen Ruthenium-Isotope entsprechen dem Fingerabdruck einer zivilen Quelle, konkret der Signatur von abgebranntem Kernbrennstoff aus einem AKW“, hieß es dazu aus der Leibniz Universität Hannover in einer Pressemitteilung zur Studie. Konsistent zu russischen Druckwasserreaktoren: Laut Professor Steinhauser ist der Ursprungsort der Wolke weiter eingrenzbar: Der in dem Filter gefundene Isotopen-Fingerabdruck sei dem Kernbrennstoff nicht ähnlich, der in westlichen Reaktoren verwendet werde, teilte der Forscher mit. Der Abdruck sei vielmehr konsistent mit der Signatur von Isotopen aus russischen Druckwasserreaktoren des Typs WWER. Das grenzt die Suche ein: Von diesen seien laut Steinhauser weltweit noch rund 20 in Betrieb. Ein Ort, an dem Brennelemente aus Reaktoren dieses Typs wiederaufbereitet werden, ist die Atomfabrik Majak in Russland. Die Anlage stand bereits 2018 als Ursprungsort der radioaktiven Wolke im Verdacht. „Unsere Ergebnisse bestärken diese Hypothese insofern, als sie eine Wiederaufbereitungsanlage als Ursprungsort der Freisetzung nahelegen. In dieser Gegend der Welt ist mir außer Majak keine andere Anlage bekannt“, erklärte Steinhauser am Mittwoch. Keine Gesundheitsgefahr: Die radioaktiven Konzentrationen aus dem Herbst 2017 waren zwar nicht gesundheitsschädigend, schreiben Forscher. Trotzdem waren sie rund 100-mal höher als jene in der Wolke, die nach der Atomkatastrophe Fukushima über Europa zog. Von Nadine Wolter

Hannover - Radioaktive Wolke von 2017 über Europa kam wohl aus Russland