Rund 5000 Menschen haben in Braunschweig gegen die islamkritische Pegida-Bewegung demonstriert. Parteien, Kirchen, Gewerkschaften und Bürger verurteilten Rassismus, Nationalismus und Hetze gegen Flüchtlinge. Auf Schildern hieß es: „Keine Bühne für Pegida“ und „Rassismus ist nicht die Antwort“.
Die Braunschweiger Bewegung Bragida („Braunschweig gegen die Islamisierung des Abendlandes“) wollte gleichzeitig eine Kundgebung mit mehreren Hundert Teilnehmern abhalten. Nach Polizeiangaben waren rund 250 Bragida-Anhänger in der Stadt. Zwischen den demonstrierenden Gruppen sollte eine mit Sperrgittern gesicherte Pufferzone eingerichtet werden. Kurz vor Beginn des offiziell angemeldeten Demonstrationszuges wurde die Veranstaltung dann von der Polizei abgesagt. Nach Angaben eines Polizeisprechers sei die Situation "zu gefährlich".
Bei der ersten niedersächsischen Pegida-Demo am vergangenen Montag in Hannover hatten knapp 19.000 Menschen für Toleranz und Religionsfreiheit demonstriert und rund 200 Pegida-Anhänger ausgebremst. Acht Menschen wurden vorläufig festgenommen.
Landesbischof Meyns: „Vorurteilen widerstehen“
Der Braunschweiger Landesbischof Christoph Meyns rief dazu auf, Worten und Taten zu widerstehen, die Ängste und Vorurteile schüren. Gleichzeitig warnte er davor, den Taten von Terroristen Sinn zuzuschreiben. „Es gilt sie als das zu benennen, was sie sind: sinnlose Verbrechen.“ Der Präsident der Technischen Universität, Jürgen Hesselbach, betonte, seine Hochschule habe 2200 internationale Studierende aus 115 Ländern. „Wenn jemand aufgrund seines Glaubens oder persönlicher Eigenschaften oder Ansichten diskriminiert wird, akzeptieren wir das nicht.“
Der Intendant des Staatstheaters, Joachim Klement, warf den Pegida-Befürwortern eine so ungeheuerliche Vereinfachung vor, „dass man darüber den Verstand verlieren könnte“. Braunschweigs Oberbürgermeister Ulrich Markurth (SPD) sagte: „Wir treten hier heute ein für Meinungsfreiheit und Meinungsvielfalt.“ In Braunschweig sei kein Platz für Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz. „Wir sind keine Neandertaler mehr, wir wollen den Planeten voranbringen. Und das geht nur international.“
In Braunschweig leben nur wenig Muslime
Die Stadtverwaltung schätzt, dass in Braunschweig 11.000 Muslime leben – ein Anteil von rund 4,4 Prozent. Bundesweit wird von einem Anteil von fünf Prozent Muslimen an der Gesamtbevölkerung ausgegangen.
Vor den Kundgebungen in Braunschweig hatte Pistorius betont, dass es keine verschärfte Sicherheitslage gebe. In Dresden waren wegen Terrordrohungen von Islamisten alle Kundgebungen für Montag abgesagt worden.
dpa