Maskenpflicht trotz Attest: Fahrgast muss Mund-Nasen-Schutz tragen

Von der Maskenpflicht in Bus und Bahn sind Menschen ausgenommen, wenn es gesundheitlich nicht zumutbar ist, sagt das Land Niedersachsen. Doch die Praxis sieht anders aus, wie ein Fall aus Lehre zeigt: Jeff Dunkley (36) will am 11. August zur Arbeit fahren. Weil er eine Herzerkrankung hat, ist das Tragen einer Maske für ihn nicht zumutbar, was er mit einem Attest bescheinigt. Doch an diesem Tag soll er nicht mitfahren dürfen. „Der Busfahrer hat mich direkt angepöbelt und gesagt, ich sei eine Gefahr für andere. Aber ich bin auf den Bus angewiesen.“ Also setzt der 36-Jährige die Maske auf und steigt ein. „Ich bin dann mit Kopfschmerzen und Schwindelgefühlen auf der Arbeit angekommen.“ Wolfsburger Verkehrsgesellschaft verweist auf Beförderungsbedingungen: Dunkley beschwerte sich bei der WVG. „Der Betriebsleiter hat sich für das Verhalten des Fahrers entschuldigt.“ Dass der Busfahrer ihm aber die Mitfahrt verweigern wollte, sei nach den Beförderungsbedingungen des Verkehrsverbundes Region Braunschweig (VRB) zulässig. Am 25. August wiederholt sich das Spiel, als Dunkley von Braunschweig zurück nach Lehre fahren will. „Wieder wurde ich angepöbelt. Ich hatte keine Lust mit dem Busfahrer erneut eine Diskussion zu führen. Also habe ich die Maske aufgesetzt und hatte wieder starke Schwindelgefühle. Ich finde, das ist eine Schweinerei.“ Auf seiner Arbeitsstelle gebe es um die Befreiung von der Maskenpflicht wegen seiner gesundheitlichen Probleme auch keine Diskussion. Wegen der Abstandsregelungen dürfen Busfahrer Passagieren ohne Maske trotz Attest die Fahrt verweigern: Auf WAZ-Anfrage sagt die WVG, dass Fahrgäste ohne Mund- und Nasenbedeckung und trotz Attest von der Beförderung ausgeschlossen werden können, wenn die Abstandsregeln nicht eingehalten werden können. „Aufgrund von massiven Beschwerden von Fahrgästen mit Mund- und Nasenbedeckung, die sich in ihrer Gesundheit gefährdet sehen, wenn eine Person eine Mund- und Nasenbedeckung nicht trägt, kann der Fahrer in solchen Fällen vor Ort eine Entscheidung treffen.“ § 1, Absatz 3, Satz 1: In der Öffentlichkeit sowie in den für die Öffentlichkeit zugänglichen und für einen Besuchs- oder Kundenverkehr geöffneten Einrichtungen jeglicher Art hat jede Person soweit möglich einen Mindestabstand von 1,5 Metern zu anderen Personen einzuhalten (Abstandsgebot).“ § 2, Absatz 1, Satz 1: „Eine Mund-Nasen-Bedeckung haben zu tragen [...] 3. Personen, die als Flug- oder Fahrgast ein Verkehrsmittel des Personenverkehrs und die hierzu gehörenden Einrichtungen nutzen.“ § 2, Absatz 3: „Personen, für die aufgrund einer körperlichen, geistigen oder psychischen Beeinträchtigung oder einer Vorerkrankung, zum Beispiel einer schweren Herz- oder Lungenerkrankung, das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung nicht zumutbar ist und die dies glaubhaft machen können, und Kinder bis zur Vollendung des 6. Lebensjahres sind von der Verpflichtung nach Absatz 1 Satz 1 ausgenommen.“ Doch wie passt das mit Landesverordnung zusammen? „Wir versuchen allen Fahrgästen gerecht zu werden, für uns ist aber maßgeblich, dass die Abstände möglichst eingehalten werden“, teilt eine Sprecherin der WVG mit. Die WVG habe beim Regionalverband Braunschweig über den Verkehrsverbund Region Braunschweig um eine Anweisung zum einheitlichen Handeln innerhalb der Region Braunschweig gebeten. Eine Antwort stehe noch aus. Doch die Verkehrsgesellschaft betont auch, dass sich „einzelne und fallbezogene Konflikte sich auch in Zukunft durch gegenüberstehende Interessen der Fahrgäste leider nicht vermeiden lassen werden“. Was für Dunkley bedeuten würde, dass er nun einerseits auf Verständnis der Busfahrer hoffen darf und andererseits auf genügend freie Plätze im Linienbus. „Das ist eine Frechheit. Ich zahle für eine Monatskarte, da erwarte ich schon, dass die WVG sich da eine Lösung einfallen lässt.“ Von Christian Opel