Kreis Hildesheim: Polizei rettet Briefe aus Altpapiercontainer

Vermutlich geht keiner der illegal in einem Altpapiercontainer entsorgten Briefe verloren – so viel steht fest. In Lübbrechtsen (Landkreis Hildesheim) hatte am Donnerstag ein Zusteller in der Mittagszeit mehr als 400 Briefe in dem Papiercontainer am Friedhof entsorgt. Offensichtlich fühlte er sich dort unbeobachtet. Dem war aber nicht so: Zwei Zeugen beobachten den Mann und wunderten sich über sein Tun. Sie gingen schließlich zu dem Container und entdeckten haufenweise verschlossene Briefe. Umgehend alarmierten sie die Polizei in Alfeld. Die Beamten konnten bereits am Nachmittag den verantwortlichen Postboten ermitteln. Warum der Zusteller die Post auf diese Weise entsorgt hatte, ist bislang nicht bekannt. Er soll die Straftat auch nicht eingeräumt haben. „Ich darf dazu nichts weiter sagen, es ist ein laufendes Verfahren“, sagte Jan Makowski, Sprecher der Polizei in Hildesheim, auf Nachfrage. Die Untersuchungen seien noch nicht abgeschlossen. Kriminalhauptkommissar durchsucht Papierhaufen: Der Zweckverband Abfallwirtschaft Hildesheim (ZAH) hat den gesamten Inhalt des Papiercontainers aus Lübbrechtsen bei Duingen gesichert und zu einer Lagerhalle in der Deponie Heinde transportiert. Dort hat sich ein Kriminalhauptkommissar aus Alfeld an die Arbeit gemacht und den Papierhaufen penibel durchsortiert. Bereits am Donnerstag hatten die Alfelder Polizeibeamten exakt 405 Briefe durch die beiden Schlitze des Containers sichern können. Sie sind bereits dem Postverteilungszentrum übergeben worden, damit sie erneut zugestellt werden können. Doch an alle Umschläge konnten auch die geschickten Polizisten nicht herangekommen. Polizei muss erneut ran: Am Freitagmorgen um 7 Uhr ist ein Abholwagen vom Zweckverband in Lübbrechtsen vorgefahren und hat den silbernen Papiercontainer mitgenommen. Der war zwar am Donnerstagmorgen erst geleert worden, aber bereits schon wieder mehr als zur Hälfte gefüllt. Nach Weihnachten fällt eben viel Verpackungsmüll an. Der gesamte Inhalt des Containers liegt nun in einer großen Deponiehalle in Heinde. „Wir haben den Bereich abgesperrt“, sagt Geschäftsführer Jens Krüger. Denn nun muss die Polizei erneut ran, um alle illegal entsorgten Briefe tatsächlich sicherstellen zu können. Der 45-jährige Beamte mit dem schwarzen Polizei-Käppi auf den Kopf schaut auf den Berg, der vor ihm liegt. Ein Sammelsurium aus Pappen, Prospekten, Weihnachtsgeschenkpapier und Verpackungen. Auch ein fälschlicherweise entsorgtes Rotkohlglas sowie Plastiktüten sind dabei. Der Mann streift sich blaue Einmalhandschuhe über und macht sich an die Arbeit. Sie dauert mehrere Stunden. „Ja, ist schon sehr ungewöhnlich“, sagt er. Verstoß gegen das Post- und Fernmeldegeheimnis: Schnell findet der Polizist die ersten beiden Umschläge. Die Adresse ist etwas verschmiert, aber noch gut zu lesen. Sie werden in einen schwarzen Karton an die Seite gelegt. Jedes Papierstück nimmt er in die Hand, größere Pappteile werden abgeklopft, ob vielleicht Post dazwischen gerutscht ist. Eine mühsame Prozedur. Natürlich sind auch Umschläge dabei, die geöffnet tatsächlich als Altpapier entsorgt wurden. Alle gefundenen Briefe sollen später ihre Empfänger noch erreichen. Insgesamt drei Umschläge hat der Beamte noch ausfindig machen können. „Wir hoffen, dass so jeder seine Post noch erhält“, sagt ZAH-Geschäftsführer Krüger. Auch für den Zusteller hat der Vorfall ein Nachspiel: Er hat mit der illegalen Entsorgung gegen das Post- und Fernmeldegeheimnis verstoßen. Laut Strafgesetzbuch kann das mit Freiheitsentzug bis zu fünf Jahren oder einer Geldstrafe geahndet werden. Lesen Sie auch: 1000 Briefe im Müll: Postbote hatte keine Lust Von Renate Klink

Kreis Hildesheim - Zusteller schmeißt Post weg – Polizei rettet Hunderte Briefe aus Altpapiercontainer