Iduna-Zentrum Göttingen: Erste Ergebnisse der Corona-Massentests

Am zweiten Tag der groß angelegten Corona-Tests im Göttinger Iduna-Zentrum sind weitere rund 100 Bewohner auf das Virus getestet worden: Etwa die Hälfte der rund 600 dort gemeldeten Menschen hatten sich bis zum Sonnabendnachmittag dem Test unterzogen. Das gab Sozialdezernentin Petra Broistedt während einer Pressekonferenz bekannt. „Bislang sind drei der Bewohner positiv auf Covid-19 getestet worden“, sagte sie. Noch seien nicht alle Proben ausgewertet, es handele sich um einen Zwischenstand. „Mit dem Ergebnis der Testreihe rechnen wir erst am Montag”, so Broistedt. Die Tests im Iduna-Zentrum wertete auch Göttingens Oberbürgermeister Rolf-Georg Köhler (SPD) am Sonnabend als „Erfolg”. Nicht alle zu den Tests bestellten Bewohner waren auch erschienen. „30 Menschen haben sich abgemeldet”, so Broistedt. Diese sollten aber ebenfalls noch getestet werden. Wer entscheidet über Shutdown? Hintergrund der Aktion ist nach Angaben der Stadtverwaltung ein Ausbruch des Corona-Virus im Zusammenhang mit dem muslimischen Fastenbrechen und anschließender privater Feiern. Am Sonnabend, 6. Juni, erhöhte sich die Zahl der positiv auf das Virus getesteten Göttinger erneut um 23 in Stadt und Landkreis, berichtete Broistedt. Mit aktuell 126 Infizierten in der Stadt und 79 im Landkreis Göttingen liege die Quote nun bei 37,53 Menschen pro 100.000 Einwohner im Schnitt der vergangenen sieben Tage. Ab einem Wert von 50 droht ein erneuter Lockdown. Den, so Köhler, wolle er „möglichst vermeiden”. Das gelinge aber nur dann, wenn alle Bürger „mitmachen”. Die Quote gilt landesweit. Über die daraus folgenden Shutdown-Maßnahmen aber entscheidet die Stadtverwaltung. „Wir haben das Zepter in der Hand”, so Broistedt. „Wir entscheiden jeden Tag neu, was zu tun ist.“ So seien bereits eine Bar und Schulen geschlossen sowie Mannschaftssport untersagt worden. Warum nennt die Stadt Familienfeiern? Kritik daran, dass die Stadtverwaltung den Ausbruch des Virus in Göttingen auch mit mehreren privaten Familienfeiern nach dem Zuckerfest begründet hatte, wies Broistedt zurück. „Wir verfolgen mit dem Gesundheitsamt die Kontakte nach, wir sind nicht die Polizei. Wir versuchen zu klären, wer welche Kontakte hatte. Dabei können wir uns nur auf die Angaben der Betroffenen beziehen. Wir erfinden keine Informationen.“ Nicht alle der rund 120 Infizierten hätten sich auf Feiern angesteckt, sagte Broistedt, einige aber schon. „Manche sind danach nach Hause gegangen und haben dann vielleicht Familienmitglieder oder Nachbarn angesteckt - so verbreitet sich das Virus”, sagte die Dezernentin. Die Aufgabe der Stadt sei es, dafür zu sorgen, dass sich Sars-Cov-2 nicht weiter ausbreitet. „Wir fangen an, wenn uns die Nachricht einer Infektion erreicht. Dann ermitteln wir minutiös.“ Die Gespräche, die mit den Infizierten geführt werden, dauern Broistedts Angaben zufolge manchmal eine halbe bis eine Stunde. „Wir haben dadurch Hinweise auf mehrere Feiern erhalten”, sagte sie. Auch auf ein Treffen in einer Shisha-Bar gebe es solche Hinweise. In den Moscheen aber seien die Hygienevorschriften eingehalten worden. Mehrere Familien hatten zuvor bestritten, dass es diese Feiern gegeben hat und das auch öffentlich gemacht. Wer war der erste Infizierte und wie ging es weiter? Der erste Fall, der im Zusammenhang mit dem Ausbruch festgestellt worden sei, sei der Mann gewesen, der die Quarantäne gebrochen habe und am 29. Mai von der Polizei abtransportiert worden sei, sagte Broistedt. Der „Quarantäne-Brecher“ sollte demnach bereits ab dem 17. Mai in seiner Wohnung in dem Hochhaus bleiben, hielt sich aber nicht daran. Am 26. Mai wurde dann der erste Corona-Fall im Umfeld der Familien bekannt. Wie der „Quarantäne-Brecher“ im Zusammenhang mit diesem mittlerweile schwer erkrankten Patienten stehe, sei unklar, so die Dezernentin. Bei der weiteren Verbreitung aber, so Köhler, sei erkennbar, dass sie im „Kontext mit einem religiösen Fest begonnen hat”. „Wir haben Hinweise, dass es mehrere Feiern im Rahmen des Zuckerfestes an mehreren Standorten in Göttingen gegeben hat. Wir wissen auch, dass einige der infizierten Kinder in die Schule gegangen sind“, ergänzte Broistedt. „Zudem gab es Kontakte von Nachbarn, Familien und Freunden. Nach einer Feierlichkeit soll eine Gruppe Männer eine Shishabar besucht haben. Wir haben aber keinen Hinweis darauf, dass sich die Männer bei dem Besuch der Shishabar angesteckt haben.“ Wie viele Infizierte gibt es im Seniorenheim? Am Freitag sind außer den Bewohnern des Iduna-Zentrums auch die des Altenheims Pro Seniore am Friedländer Weg getestet worden. Auch die Mitarbeiter dort wurden auf das Virus untersucht. Ein Pfleger, der aus dem weiteren Umfeld der von den Infektionen offenbar stark betroffenen Familien kommt, war ebenfalls infiziert. Er hatte sich selbst unter Quarantäne gestellt. Die Ergebnisse aus der Seniorenresidenz: „Ein infizierter Bewohner”, so Broistedt. „Das Ergebnis ist sehr erfreulich.” Der Patient werde separiert, der Fall sei „im Wesentlichen abgeschlossen”. „Insgesamt wurden gestern im Haus 123 Bewohner und 98 Mitarbeiter getestet. Sechs Mitarbeiter, die nicht im Dienst waren und nicht zur Testung kommen konnten, wurden alternativ beim Hausarzt getestet. Der Regelbetrieb im Haus läuft weiter”, so Pro-Seniore-Sprecher Peter Müller am Sonnabend. Lesen Sie auch: Das Iduna-Zentrum in Göttingen: Ein Bewohner berichtet über Großfamilien Massen-Infektion: Nach Corona-Ausbruch in Göttingen müssen Hunderte Kinder in Quarantäne Gültig ab Montag: Das sind die Details der neuen Corona-Verordnung in Niedersachsen Von Britta Bielefeld

Kampf gegen Corona-Virus - Massentest im Göttinger Iduna-Zentrum: Weitere Bewohner positiv getestet