Ernst August von Hannover in Österreich festgenommen

Hat Ernst August Prinz von Hannover Angestellte bedroht und genötigt? Nach einem Bericht der österreichischen „Kronenzeitung“ wurde Ernst August wegen dieser Vorwürfe am Montagabend festgenommen. Die Polizisten umstellten seine Jagdhütte, dann nahmen sie den 66-jährigen Welfenchef fest, der zurückgezogen in Grünau im Almtal etwa auf halber Strecke zwischen Salzburg und Linz im Bundesland Oberösterreich lebt. Das Welser Gericht soll die Festnahme angeordnet haben. Eine Bedienstete soll demnach Anzeige erstattet haben, weil sie und ihr Mann von Ernst August bedroht worden sein sollen. Der Ehemann von Caroline von Monaco soll sie aufgefordert haben, sich zu „schleichen“, sonst werde er ihnen einen Schlägertrupp schicken. Außerdem soll er ein Verkehrszeichen ausgerissen und ein Fenster eines Objektes der Herzog-von-Cumberland-Stiftung eingeschlagen haben. Daraufhin habe das Gericht die Festnahme angeordnet, berichtet die „Kronenzeitung“. Die Polizisten sollen sich seinem Haus mittlerweile nur noch mit Bodycams nähern, um ihre Einsätze zu dokumentieren. „Mein Bruder ist objektiv krank“: Die österreichische Polizei bestätigte nur, dass ein 66-Jähriger aus dem Bezirk Gmunden festgenommen und in die Justizanstalt nach Wels überstellt wurde. Er soll am Montag zwischen 3.30 Uhr und 7.30 Uhr ein Ehepaaar „verbal mehrmals gefährlich bedroht haben“, heißt es in einer Pressemitteilung. „Der Beschuldigte wird am Mittwoch der zuständigen Richterin des Landesgerichts Wels vorgeführt, die über eine Untersuchungshaft entscheidet“, sagt Christoph Weber von der Staatsanwaltschaft Wels. Diese hat Untersuchungshaft beantragt. Es ist allerdings auch denkbar, dass der 66-Jährige, womöglich unter Auflagen, auf freien Fuß gesetzt wird. In der Welser Justizanstalt, wie Gefängnisse in Österreich heißen, sind vor allem U-Häftlinge untergebracht, allerdings dient sie auch dem Strafvollzug, vor allem für Haftstrafen bis zu 18 Monaten. Das neoklassizistische Gebäude ist nicht ganz so geschichtsträchtig wie Schloss Marienburg: Es wurde im Jahr 1900 erbaut. Untersuchungshäftlinge dürfen hier zweimal in der Woche Besuch bekommen. Strafgefangene sind zur Arbeit verpflichtet, so sie arbeitsfähig sind – etwa in den Werkstätten der Justizanstalt. Ernst Augusts Bruder reagierte bestürzt auf die Nachricht von der Anzeige durch die Angestellte: „Mein Bruder ist objektiv krank, und das Leben mit ihm mag nicht leicht sein“, sagte der Göttinger Verleger Heinrich Prinz von Hannover, „aber trotzdem ist es nicht hilfreich, ihn anzuzeigen und ins Gefängnis zu bringen.“ Der Sohn des Welfenchefs, Ernst August Erbprinz von Hannover, ließ auf Anfrage der HAZ erklären, dass er keinen Kommentar zu familiären Angelegenheiten abgebe. Ernst August sorgt immer wieder für Skandale: Zuletzt hatte der gesundheitlich angeschlagene Welfenchef, der in den vergangenen Jahren wiederholt stationär behandelt werden musste, immer wieder durch Entgleisungen für Aufsehen gesorgt. Im Juli wurde er nach einer Attacke auf Polizisten, die er zu dem als „Lümmel“ beschimpft haben soll, in die Psychiatrie eingewiesen. Kurz darauf soll er mit einem Baseballschläger zu einer Polizeiinspektion in Scharnstein gefahren sein und zwei Polizisten damit gedroht haben, sie zu erschlagen. Darauf soll er wochenlang von seiner Familie betreut worden sein. Ernst August hatte unter anderem für Aufsehen gesorgt, als er 2018 bei der Hochzeit seines Sohnes Christian in Peru erkrankte und in eine Klinik eingeliefert werden musste. Das Verhältnis zu seinem Sohn Ernst August Erbprinz von Hannover gilt als zerrüttet, unter anderem hatte der Vater die Pläne seines Sohnes für die Marienburg kritisiert, die inzwischen in eine Stiftung überführt worden ist und im großen Stil saniert werden soll. Von Simon Benne