Corona: So gut sind die Schulen in Niedersachsen für den Herbst gerüstet

An den niedersächsischen Schulen sind bislang mindestens 106 Schüler und 17 Lehrkräfte mit dem Corona-Virus infiziert. Diese Zahlen hat Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) am Dienstag im Landtag bekannt gegeben. Was passiert im Herbst und im Winter, wenn es kälter wird und dauerhaftes Lüften in den Klassenzimmern nicht mehr möglich ist und gleichzeitig mehr Menschen an Infekten leiden? Wir beantworten die wichtigsten Fragen: Sind die Schulen gut gerüstet für die kalte Jahreszeit? Ja, findet Grant Hendrik Tonne (SPD). Der Kultusminister verweist auf die drei möglichen Szenarien, mit denen das Land schon seit dem Sommer arbeite. Ein zusätzlicher Herbstplan sei nicht nötig. Das Drei-Szenarien-Modell umfasst den eingeschränkten Regelbetrieb (Modell A), das zurzeit gilt. Es beinhaltet Unterricht ohne Abstand in vollen Klassen, Hygienevorgaben und Maskenpflicht überall da, wo sich Schüler unterschiedlicher Kohorten nahekommen. Dann gibt es den Plan B, das bedeutet abwechselnder Unterricht für halben Lerngruppen – und schließlich den Fernunterricht bei geschlossenen Schulen (Plan C). Je nach Infektionslage könne man flexibel regional oder auch auf Landesebene in andere Modelle wechseln. Dafür sehe er derzeit keinen Anlass, sagt Tonne. „Wir werden auch weiterhin Infektionsschutz, das Recht auf Bildung und den Anspruch auf Betreuung miteinander in Einklang bringen.“ Was ist der Plan, wenn es zu kalt zum Dauerlüften wird? Tonne betont, dass er den Schulen keine Vorgaben machen will, da jeder Standort etwas anderes benötige: der eine neue Fenster, der andere ein Luftaustauschgerät. Das Land habe den Kommunen über den zweiten Nachtragshaushalt rund eine Milliarde Euro zusätzlich zur Verfügung gestellt, darunter 100 Millionen Euro für Schulrenovierungen oder den Ausbau des Schülertransports. Tonne hält nichts davon, zentral Luftaustauschgeräte oder CO2-Ampeln für alle 35.000 Klassen in Niedersachsen anzuschaffen. Was nützt es, wenn sich Kinder in überfüllten Bussen anstecken? Schulen könnten den Unterrichtsbeginn zwischen 8 und 9.30 Uhr flexibel gestalten, sagt Tonne, damit weniger Schüler die Busse und Bahnen nutzten. Zum anderen habe er an die Eltern appelliert, ihre Kinder möglichst mit dem Rad oder zu Fuß zur Schule zu schicken. Die Verkehrsunternehmen könnten auch zusätzliche Busse einsetzen, aber die Kapazitäten seien begrenzt. Es gebe nicht genügend Fahrer mit Ortskenntnis und auch nicht genügend Fahrzeuge. Mitunter würden schon Reisebusse eingesetzt. Sollen Eltern erkältete Kinder lieber zu Hause lassen? Der Minister verweist auf die Handreichungen, die Eltern von Kita- und Schulkindern bekommen hätten. Wer nur einen Schnupfen und leichten Husten habe, dürfe sehr wohl in Kita und Schule gehen. Genauso Kinder mit chronischen Erkrankungen wie Heuschnupfen oder Pollenallergien. Und was ist mit Corona-Risikogruppen? Hier unterscheidet der Kultusminister klar zwischen drei Gruppen: Lehrer, die per ärztlichem Attest zur Corona-Risikogruppe gehören, dürfen im Homeoffice arbeiten. Sie können dort Arbeiten korrigieren, Material für Kinder im Homeschooling zusammenstellen oder Konzepte schreiben. Was sie genau tun sollen, entscheidet die Schulleitung. Kinder, die zur Risikogruppe gehören und dies per Attest nachweisen können, dürfen ebenfalls zu Hause lernen. Und wer direkte Angehörige hat, die zur Risikogruppe gehören, also Eltern oder Geschwister, darf übergangsweise ebenfalls zu Hause bleiben, wenn an der Schule ein Coronafall bestätigt ist. Wieso werden in Schulen getrennte Kohorten im Hort zusammengebracht? Das liegt laut Tonne daran, dass Schulen und Horte zu anderen Rechtskreisen gehören. Horte sind eine Einrichtung der Jugendhilfe und dort gilt nicht das Kohortenprinzip. Aber alle Einrichtungen täten das Bestmögliche, um den Infektionsschutz sicherzustellen. Haben alle Lehrer Dienstgeräte, mit denen sie Fernunterricht geben können? Darüber laufen zurzeit Verhandlungen zwischen Bund und Ländern, Entscheidungen sind noch nicht gefallen. Sind Leihtablets für bedürftige Schüler inzwischen ausgeliefert? Der Bund hat dafür 52,5 Millionen Euro Soforthilfe zur Verfügung gestellt, die von den Schulträgern auch abgerufen worden sind, erklärte Tonne. Darüber, wie viele Schüler inzwischen tatsächlich ein digitales Endgerät bekommen haben, habe er keinen Überblick. Es seien aber auch über den Digitalpakt Leihgeräte finanziert worden. Von Saskia Döhner