Corona-Protest: Suspendierter Beamter aus Hannover schlägt immer radikalere Töne an

Der seit Anfang August suspendierte Kriminalhauptkommissar Michael Fritsch aus Hannover verstrickt sich offenbar immer mehr in Verschwörungsfantasien. Bei seinem jüngsten Auftritt am Montagabend in Lauenau teilte er mit, einen Verein für Polizisten gegründet zu haben. Gleichzeitig sprach er von einem nötigen“ D-Day 2.0“, um Deutschland wieder zu „befreien“. Im Internet gibt es bereits Aufrufe, Ende Dezember als Corona-Protest europaweit Straßenblockaden einzurichten. Dabei verschärft der Beamte den Ton: „Ich habe bis zum Einstieg in die Corona-Thematik gedacht, wir hätten eine Demokratie und einen Rechtsstaat“, sagte der 57-Jährige im Rahmen der bundesweiten sogenannten Frauen-Bustour. „Wir haben beides nicht mehr.“ Schon bei seinem ersten Auftritt am 9. August vor „Querdenkern“ in Dortmund hatte der Präventionsbeamte die Gewaltenteilung in Deutschland angezweifelt. Sein Arbeitgeber, die Polizeidirektion Hannover, suspendierte den Hauptkommissar direkt am Folgetag. „Gesellschaft soll umgekrempelt werden“: Der 57-Jährige ist der Auffassung, Corona werde als Auslöser genutzt, um „die Gesellschaft umzukrempeln und ein völlig anderes Gemeinwesen herbeizuführen“. Deshalb habe er nun mit Gleichgesinnten einen Verein gegründet. „Wir denken, dass es viele Kolleginnen und Kollegen gibt, die nicht nur Zweifel haben, sondern eine ,Anlaufstelle’ suchen“, sagte Fritsch. Lesen Sie auch: So bewertet ein Anwalt die Rede des Polizisten Seit fast vier Monaten läuft ein Disziplinarverfahren gegen den 57-jährigen Präventionsbeamten. Auf HAZ-Anfrage teilt die Polizeidirektion mit, auch die jüngste Rede auszuwerten – wie schon den Auftritt am 21. November in Hannover. Der neue Verein und dessen Mitglieder würden ebenfalls geprüft, sobald er offiziell im Vereinsregister eingetragen ist. Zum aktuellen Stand des Disziplinarverfahrens äußert sich die Behörde dagegen nicht. D-Day 2.0: Alliierte sollen erneut eingreifen: Fritsch hingegen berichtete in Lauenau nicht nur von der Vereinsgründung: Er sprach auch von einem nahenden „D-Day 2.0“. Der Begriff sei eine Erinnerung daran, dass schon einmal „ein ziemlich böses System bekämpft“ worden sei. Der eigentliche D-Day bezeichnet die Landung der Alliierten 1944 in der Normandie. Beim Messenger-Dienst Telegram gibt es bereits „D-Day 2.0“-Aufrufe in mehreren europäischen Sprachen. Vom 20. bis 31. Dezember sollen Infrastruktur- und Verkehrsknotenpunkte mit großen Fahrzeugen temporär blockiert werden. Die Organisatoren rufen insbesondere Spediteure, Bus-Unternehmer, Lkw-Fahrer und Landwirte dazu auf. Auch der Beamte Fritsch bezog sich auf diese Pläne. Die „Zeit des Singens und Klatschens“ sei vorbei. Von Peer Hellerling