Corona-Pandemie: Dürfen nur Niedersachsen auf den Inseln Urlaub machen?

Wer für diesen Sommer einen Urlaub in Spanien, Griechenland oder Italien gebucht hat, muss sich möglicherweise nach Alternativen umschauen. Falls die Bundesregierung das Reisen in andere Länder wieder möglich machen sollte, wollen möglicherweise die Urlaubsländer in diesem Sommer auf Touristen verzichten. Beispielsweise gibt es in Spanien Überlegungen, die bei den Deutschen besonders beliebte Urlaubsinsel Mallorca in diesem Jahr für ausländische Touristen komplett zu sperren und nur Gäste aus Spanien zuzulassen. Viele Menschen sehen sich nach Alternativen um, zum Beispiel Urlaub im eigenen Land, vielleicht sogar in Niedersachsen. Aber wie sind die Chancen dafür? Die HAZ hat nachgefragt. Was sagen die Landesregierung und der Krisenstab zum Urlaub in Niedersachsen? Der Krisenstab hat sich bisher noch nicht dazu geäußert, ob in diesem Sommer Urlaub in Niedersachsen mit den beiden großen Tourismusgebieten an der ostfriesischen Küste und im Harz möglich sein wird. Bisher hieß es lediglich, das Thema werde diskutiert. Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) ist nach eigenen Worten „vorsichtig optimistisch, dass der Sommerurlaub in Niedersachsen nicht ins Wasser fällt. Allerdings werde es voraussichtlich weniger Touristen geben als sonst. Warum gibt es noch keine Zusage, ob Urlaub in Niedersachsen im Sommer möglich ist? Krisenstab und Politik wollen zunächst die weitere Entwicklung bei den Infizierten-Zahlen abwarten. Außerdem hat Ministerpräsident Stephan Weil bereits mehrmals deutlich gemacht, dass er bei der Lockerung oder der Verschärfung von Maßnahmen gegen das Coronavirus ein abgestimmtes Verhalten aller Bundesländer anstrebt. Und das Thema Sommerurlaub ist zwischen den Ministerpräsidenten und der Bundesregierung noch nicht diskutiert worden. Was sind denn die Bedenken gegen einen Urlaub? Hauptproblem ist, dass die Menschen aus allen Gegenden Deutschlands in den Harz und an die Küste reisen und sich dann auf engem Raum treffen, zum Beispiel an Stränden, in Bädern oder in Restaurants. Eine besondere Lage gibt es zudem auf den Ostfriesischen Inseln. Sie sind bei Touristen außerordentlich beliebt, aber dort gibt es meist keine Krankenhäuser und erst recht keine Intensivbetten. Wie ist die Lage der Hotels, Gaststätten und Betreiber von Ferienwohnungen? Miserabel. „Wir sind hier auf der Insel zu 100 Prozent vom Tourismus abhängig“, sagt Hotelier Volkmar Vogel aus Borkum. Wenn im Sommer keine Gäste kommen könnten, „wird ein großer Teil der Betriebe das ganz sicher nicht überleben“, meint Vogel. Was wünscht sich das Gastgewerbe? „Wir wollen, dass es so schnell wie möglich wieder losgeht“, sagt der Borkumer Hotelier Volkmar Vogel. Schon jetzt habe das Gastgewerbe fast ein Drittel der Jahreseinnahmen verloren. Denn vor und nach den Sommerferien kommt das besonders zahlungskräftige Klientel auf die Insel. Welche Pläne gibt es, den Tourismus wieder in Gang zu bringen? Wie in Schleswig-Holstein gibt es auch in Niedersachsen den Vorschlag, Tourismus wieder stufenweise zuzulassen. Demnach könnten zunächst die Besitzer von Zweitwohnungen wieder anreisen. Anschließend würde man den Mietern von Ferienwohnungen den Urlaub erlauben. Nach dem Vorschlag wären die Gäste von Hotels und Jugendherbergen als letzte Gruppe dran, weil hier viele Menschen auf relativ engem Raum aufeinander treffen. In den Hotels kommen viele Menschen auf relativ engem Raum zusammen. Wie sollen dort Infektionen verhindert werden? Unter anderem durch eine Verknappung des Angebots. Es gibt aus der Gastronomie selbst den Vorschlag, erst einmal nur ein Drittel oder die Hälfte der Zimmer zu vermieten. Und es gibt den Vorschlag nur an Urlauber zu vermieten, die länger bleiben. Dann würde auch ein häufiger Bettenwechsel vermieden. Wie soll verhindert werden, dass die im Sommer immer vollen Inseln zu Infektionsherden werden? Sowohl bei Kurverwaltungen als auch im Gastgewerbe gibt es den Vorschlag den Zugang stark zu begrenzen, damit der Tourismus überhaupt erst einmal losgeht. Dabei gibt es unterschiedliche Modelle. Der Geschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) in Niedersachsen, Rainer Balke, hat Vorschläge. Möglich wäre es, nur Gäste anreisen zu lassen, die länger bleiben, zum Beispiel ab einer Woche. Eine andere Idee ist, nur Niedersachsen anreisen zu lassen. Wichtig sei es, einen Rückfall bei der Zahl der Infizierten unbedingt zu vermeiden, sagt Balke. Deshalb sei eine Politik der kleinen Schritte sinnvoll. Wie beurteilt man das auf den Inseln? Der Vorschlag, im Sommer nur Niedersachsen auf die Inseln zu lassen, sei gut, sagt der Borkumer Volkmar Vogel. Zwar machten die Niedersachsen bei den Gästen auf Borkum nur einen Anteil von 35 Prozent der Urlauber aus. „Aber es kommen dann sicher noch welche zu uns, die eigentlich einen Auslandsurlaub gebucht haben“, sagt Vogel. Was ist mit den Restaurants? Wann die Restaurants öffnen, entscheide die Politik, sagt Dehoga-Geschäftsführer Rainer Balke. Es sei aber widersinnig Gäste in einer Tourismusregion zu erlauben und gleichzeitig die Restaurants geschlossen zu halten. Welche Sicherheitsvorkehrungen wird es in der Gastronomie geben? Hotels und Restaurants richten sich derzeit darauf ein, ähnliche Vorkehrungen zu treffen, wie bereits vor der Schließung der Gaststätten. Damals durfte nur jeder zweite Tisch besetzt werden. Um die Sicherheitsvorkehrungen in den Küchen kümmert sich derzeit die Berufsgenossenschaft, berichtet Balke. Es laufe darauf hinaus, dass jedem Koch in der Küche ein bestimmter Bereich zugewiesen werde. Das alles diene aber nicht nur dem Schutz der Mitarbeiter sondern auch der Gäste. Außerdem wird es voraussichtlich keine Salz- und Pfefferstreuer auf den Tischen geben. Und Speisekarten, die jeder Gast anfasst, sollen auch verschwinden. Gibt es weiterhin das Frühstück vom Büfett? Frühstücksbüfetts in herkömmlicher Form soll es vorerst nicht mehr geben. Die meisten Hotels, wo derzeit Geschäftsreisende und Handwerker übernachten dürfen, bieten den Gästen das Frühstück auf Tellern an, die dann vom Personal vorbereitet wurden. Wenn der Frühstücksraum zu klein ist, muss auf dem Zimmer gegessen werden. Auf den Inseln bereiten Hotels aber auch Plexiglasverkleidungen für das Büfett vor, ein Mitarbeiter legt den Gästen dann ihre Wünsche auf den Teller. Lesen Sie auch: Was wird aus dem Sommerurlaub? Von Mathias Klein

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