Tourismus kommt nicht in Schwung: Althusmann ruft zu Urlaub in Niedersachsen auf

Der Tourismus in Niedersachsen kommt trotz der Lockerung von Beschränkungen in der Corona-Krise noch nicht richtig in Schwung. Betroffen sind vor allem der Städtetourismus und Hotelübernachtungen. In Schleswig-Holstein etwa zeigt sich bereits ein ganz anderes Bild. Das geht aus dem Tourismusbarometer des Sparkassenverbandes Niedersachsen (SVN) hervor. Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) forderte die Niedersachsen auf, in diesem Sommer eher Urlaub im eigenen Bundesland zu machen. Die SPD sprach von einer „massiven Delle in der touristischen Entwicklung“ durch die Corona-Pandemie. Bessere Zahlen in Schleswig-Holstein: Der SVN hatte bis Anfang Juni Tourismusorganisationen und Freizeitwirtschaft in ganz Deutschland zu Auswirkungen der Corona-Krise befragen lassen. 143 Orte und Regionen sowie 170 Freizeiteinrichtungen in zehn Bundesländern haben teilgenommen. Aus den Ergebnissen geht etwa hervor, dass die Nachfrage in Niedersachsen seit Ankündigung der Lockerungen nur um 35 Prozent im Vergleich zu einem Normaljahr gestiegen ist. In Schleswig-Holstein waren es dagegen 82 Prozent, deutschlandweit 45 Prozent. Die Landesregierung hat die starken Einschränkungen für den Tourismus in der Corona-Krise in den vergangenen Wochen nach und nach wieder gelockert. So dürfen Hotels, Pensionen, Jugendherbergen und Campingplätze seit dem 8. Juni wieder zu 80 Prozent belegt werden – bis dahin war nur eine Auslastung von 60 Prozent der Bettenkapazitäten möglich. Zusätzlich ist die Beherbergung von Geschäftsreisenden erlaubt. Auch Einschränkungen für Ferienwohnungen und -häuser sind entfallen. Diese können jetzt wieder ohne die bisher geltende Wiederbelegungsfrist von sieben Tagen vermietet werden. Gestrichen wurde zudem der Inselparagraf, der Urlaub auf den ostfriesischen Inseln lange Zeit fast unmöglich gemacht hatte. Die Inseln haben sich allerdings eigene Regelungen vorbehalten. Auch Busreisen können wieder stattfinden. Während des Aufenthalts im Bus müssen allerdings alle Fahrgäste eine Mund-Nase-Bedeckung tragen. Außerdem müssen Fahrgäste, die nicht aus demselben oder einem weiteren Hausstand kommen, den nötigen Hygieneabstand von 1,5 Metern zueinander einhalten sowie zwischen ihren Sitzplätzen jeweils eine Sitzreihe unbesetzt lassen. Die meisten Freizeiteinrichtungen wie etwa Indoor-Spielplätze oder Spaßbäder können wieder öffnen. Verbote gelten weiterhin für Diskotheken, Theater, Kinos, Saunen und Messen. Darin spiegeln sich nach Angaben der Autoren die individuellen Tourismusstrukturen, aber auch die unterschiedlichen Corona-Verordnungen der Länder wider. In Niedersachsen kommen demnach normalerweise starke Segmente wie Städte- oder Messe- und Tagungstourismus nicht in Fahrt. Während die Anfragen an den Küsten zunehmen, sieht es in der Fläche schlechter aus. Im Trend liegen laut der Umfrage Reisen mit wenig Kontakten und Selbstversorgung: Ferienhäuser, Camping, Reisemobile. Bei Hotels, Ferienzentren und Gruppenunterkünften sei die Nachfrage dagegen rückläufig. Althusmann: Buchungslage gut: „Der Sommerurlaub wird sicherlich in diesem Jahr anders aussehen, als wir es bisher erlebt haben“, sagte Althusmann der HAZ. Der CDU-Politiker gibt sich trotz aller Probleme optimistisch. Es bestehe insgesamt eine gute Buchungslage in Niedersachsen. Eine erhöhte Nachfrage gebe es vor allem für naturnahe Angebote wie Radfahren und Wandern. Er sei sehr zuversichtlich, dass es bei Beachtung der Abstands- und Hygieneregeln möglich sein werde, einen „schönen und erholsamen Urlaub an der Nordsee, im Harz, in der Lüneburger Heide und auch in den anderen tollen Reiseregionen Niedersachsens zu verbringen“, sagte Althusmann. Die SPD-Landtagsabgeordnete Sabine Tippelt sieht die Lage kritischer. Die Corona-Pandemie habe einen ganzen Wirtschaftszweig ins Ungleichgewicht und in finanzielle Bedrängnis gebracht, sagte Tippelt der HAZ. Durch die Einschränkungen der Reise- und Bewegungsfreiheit seien die Besucherzahlen in den Tourismusgebieten im Jahresvergleich auf niedrigem Niveau. „Wie sich die gesamtvolkswirtschaftliche Entwicklung auf den Tourismusbereich niederschlägt, bleibt abzuwarten.“ Tippelt: „Der Neustart des niedersächsischen Tourismus ist eine Gratwanderung zwischen Gesundheitsschutz und Existenzsorgen.“ Jeder fünfte Betrieb in Existenznot: Laut Tourismusbarometer sieht sich fast jede fünfte Kultur- und Freizeiteinrichtung durch die Krise in ihrer Existenz bedroht. Nur zwei Drittel der Anbieter der Freizeitwirtschaft hatten Anfang Juni wieder geöffnet. Fast 60 Prozent gehen davon aus, dass sie geplante Investitionen möglicherweise verschieben oder ganz ausfallen lassen müssen. Liveticker: Die Lage in Hannover und Niedersachsen im Überblick Aktuelle Zahlen zum Coronavirus in der Region Hannover: So viele Infizierte gibt es Alle Artikel zum Coronavirus in der Region auf einen Blick Von Marco Seng

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