Corona-Impfung in Niedersachsen: Impfstoff reicht nur für 25.000

Die Probleme bei der geplanten Impfkampagne gegen das Coronavirus in Niedersachsen sind offenbar größer als bisher bekannt. Der erwartete Impfstoff wird unmittelbar nach der Zulassung wohl nur für einen Bruchteil der Einwohner zur Verfügung stehen. Die 50 Impfzentren können deshalb möglicherweise erst im kommenden Jahr mit den Impfungen starten. Zudem gibt es bisher weder eine klare Reihenfolge bei den Impfungen noch vertragliche Regelungen mit den Ärzten. „Reicht vorne und hinten nicht“: Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) sagte dem Radiosender ffn am Mittwoch, der Impfstoff werde zunächst nur für 25.000 Menschen im Land reichen. Das entspräche gerade einmal 0,3 Prozent der rund acht Millionen Einwohner. „Das reicht natürlich vorne und hinten nicht aus, um alle vulnerablen Gruppen in Niedersachsen zu erreichen“, sagte Regierungssprecherin Anke Pörksen. Lesen Sie auch: Stephan Weil: Wir brauchen eine bessere Corona-App – mit weniger Datenschutz Das Gesundheitsministerium erklärte sogar, es stehe noch nicht endgültig fest, wie viele Impfdosen das Land bekomme. Ende November hatte die Landesregierung angekündigt, dass für Niedersachsen rund 500.000 Impfdosen (für 250.000 Menschen) bereit stünden. Laut Pörksen können wegen der Knappheit zunächst nur die mobilen Teams in Alten- und Pflegeheimen impfen. Man könne nur hoffen, dass es sehr rasch Nachschub gebe, um sukzessive dann weitere Gruppen impfen zu können, sagte sie. Laut Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) werden nach der Zulassung in der ersten Auslieferung in Deutschland rund 400.000 Impfdosen erwartet. Pro Person werden zwei Impfdosen benötigt. Lesen Sie auch: So will das Land die Impfungen gegen Covid-19 organisieren Zulassung am 21. Dezember? Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA hatte zuletzt angekündigt, dass sie am 21. Dezember ihr Gutachten über den Impfstoff des Mainzer Unternehmens Biontech und seines US-Partners Pfizer vorlegen will. Das niedersächsische Gesundheitsministerium geht davon aus, dass zwei bis drei Tage später die Impfungen in Niedersachsen starten könnten. Damit soll nach den Plänen des Landes in Regionen mit hohen Inzidenzen begonnen werden. Aktuell haben die Landkreise Cloppenburg und Vechta die höchsten Sieben-Tage-Werte bei den Neuinfektionen. Die Ansteckungen nehmen auch landesweit betrachtet weiter zu. Das Landesgesundheitsamt meldete am Mittwoch 1246 bestätigte Fälle binnen eines Tages. Das waren 236 mehr als am Mittwoch vor einer Woche. Die Statistik wies außerdem 38 weitere Todesfälle aus, das ist der dritthöchste Tageswert seit Ausbruch der Pandemie. Neue Hotline für Bürger: Die Landesregierung hat am Donnerstag eine Bürger-Hotline eingerichtet, mit der später auch die Termine für die Impfungen vergeben werden sollen. „Sobald erste Lieferungen eines Impfstoffs eintreffen, können wir in Niedersachsen die ersten impfberechtigten Personen aufrufen, sich Termine zum Impfen zu holen“, sagte Gesundheitsministerin Carola Reimann (SPD). Aufgrund der begrenzten Impfstoffmenge werde sich das Angebot zunächst an ältere Menschen, Personen mit Vorerkrankungen und Mitarbeiter des Gesundheitswesens richten. Über die Reihenfolge der Impfungen wird allerdings bundesweit noch gestritten. Lesen Sie auch: So komme ich an die Impfung Laut Pörksen haben sich zwar bereits rund 1600 Ärzte als mögliche Helfer für die Impfzentren gemeldet, die Gespräche über die Honorierung seien aber noch nicht abgeschlossen. Wir arbeiten massiv an diesem Problem der vertraglichen Verpflichtung der Ärztinnen und Ärzte“, sagte die Regierungssprecherin. Verkehrsminister Bernd Althusmann (CDU) will sich nach Angaben seines Ministeriums beim Bund dafür einsetzen, dass Lastwagen für eine schnellere Verteilung des Impfstoffs auch eine Ausnahme vom Sonntagsfahrverbot bekommen könnten. Lesen Sie auch So will das Land die Impfungen gegen Covid-19 organisieren Corona beflügelt Geschäft von Spezialkühlschrank-Herstellern Corona-Impfung in Hannover: Impfzentrum auf dem Messegelände nahezu fertig Von Marco Seng