Hildesheims Bischof Norbert Trelle war wegen seines Verhaltens nach Bekanntwerden der Vorwürfe zunächst in die Kritik geraten und räumte selbst Fehler ein.
Der mutmaßliche Täter Peter R. stand 2010 im Zentrum des Missbrauchsskandals am Berliner Gymnasium Canisius-Kolleg mit mehr als 100 Opfern. Die damals 14-Jährige hatte sich 2010 gemeinsam mit einer Lehrerin an das Bistum Hildesheim gewandt und berichtet, Peter R. habe sie drei Jahre zuvor bei einem Besuch in Berlin sexuell bedrängt. Die dem heute 74-Jährigen vorgeworfenen Taten am Canisius-Kolleg sind alle verjährt. Weitere Ermittlungen in dem Fall hätten zu einer Verurteilung des Paters führen können, glaubt die Opferorganisation Eckiger Tisch und forderte deshalb den Rücktritt von Bischof Trelle.
Die Höhe der Anerkennungszahlung an die junge Frau nannte das Bistum Hildesheim nicht. Sie orientiere sich an der Summe, die in dem kirchenrechtlichen Verfahren zugunsten eines Opferschutzfonds festgesetzt worden sei.
Nach Recherchen der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ hat die katholische Kirche in den vergangenen fünf Jahren insgesamt über 6,4 Millionen Euro an Opfer sexuellen Missbrauchs gezahlt. Geld erhielten mehr als 1000 Antragsteller, die sich wegen der Anerkennung ihres erlittenen Leides an ihre Bistümer gewandt hatten. Dabei wurden teilweise auch Kosten für psychologische Behandlungen übernommen.
Im Bistum Osnabrück wurden 14 Anträge anerkannt und 66 000 Euro ausgezahlt. Das Bistum Hildesheim erkannte insgesamt 33 Anträge an und zahlte 150 000 Euro aus. Die Anerkennungsleistungen seien völlig unabhängig von einer juristischen Klärung der Vorwürfe, sagte Bistumssprecher Volker Bauerfeld der Deutschen Presse-Agentur in Hildesheim. Die Kirche gehe davon aus, dass das Leid ohnehin nicht wiedergutzumachen sei. Die Zahlungen signalisierten: „Wir glauben dir, dass du Opfer geworden ist.“
von Christina Sticht