Altenauer Brauerei im Harz kann nun doch weitermachen

Eigentlich hatte die Klosterkammer Hannover als Besitzerin die mehr als 400 Jahre alte Altenauer Brauerei im Oberharz zum 31. Januar geschlossen; das Grundstück war für Ferienwohnungen vorgesehen. Doch nun wird dort weiter Bier gebraut. Die Klosterkammer hat den Betrieb an eine private Projektgesellschaft verkauft – und damit eine Kehrtwende vollzogen. In einem ersten Bieterverfahren hatte die Kammer, zu deren Klosterfonds die Gesellschaft Kloster Wöltingerode Brennen und Brauen als Besitzerin der Altenauer Brauerei gehört, keinen entsprechenden Zuschlag erteilt. Zur Begründung hieß es, potenzielle Käufer seien vom hohen Investitionsbedarf abgeschreckt worden. Diese Aussage hatte Joachim Kilian, Braumeister in Altenau und nun einer der neuen Mitbesitzer, dementiert. Drei Familien übernehmen: Es erhob sich Protest, unter anderem durch eine Unterstützergruppe im Internet ; die Klosterkammer spricht in einer Mitteilung von „erneut aufflammendem Interesse.“ Das führte nun zum Verkauf zu einem nicht genannten Preis mit Wirkung vom 1. April an. Käufer ist die Altenauer Brauerei Gesellschaft, gebildet von den drei Familien Kilian, Schneider und Creydt. Die beiden Erstgenannten betreiben ein Unternehmen, das sich auf die technische Ausstattung mittelständischer Brauereien spezialisiert hat. Creydt stellt in Dassel im Kreis Northeim Fruchtsäfte her und ließ zuletzt Cider und Perlwein in Altenau abfüllen. Hoffen auf Investitionszuschüsse: „Der Betrieb läuft ohne Pause weiter“, betont Joachim Kilian, der an Bord bleiben wird. Den anfallenden Investitionsbedarf in Euro und Cent behält er für sich. „Wir müssen schnellstens Gär- und Lagerkellerbereich sanieren, später auch die Immobilien“, sagt er. Die Gesellschafter wollen dafür öffentliche Zuschüsse beantragen. Mit ihren aktuell sechs Mitarbeitern und einem Jahresausstoß von 8000 Hektolitern in Vor-Corona-Zeiten zählen die Altenauer zu den kleineren Betrieben im Brauereigewerbe und haben nach Angaben der Klosterkammer zuletzt Verluste geschrieben. „Wir sehen Potenzial in der Tourismusregion Harz“, sagt demgegenüber Kilian. Das Kernabsatzgebiet sieht er in einem Radius von 50 Kilometern rund um den Betrieb, es gibt aber auch Kunden von außerhalb. So lässt etwa die Brauereigenossenschaft Nordstadt aus Hannover, gegründet von Marc-Oliver Schrank, der durch seinen Kiosk Onkel Ollis in der Nordstadt bekannt geworden ist, Bier in Altenau abfüllen. Von Bernd Haase