A2 bei Hannover: So lief es auf der Tempo-Baustelle am Wochenende

Auf der Autobahn 2 nordwestlich von Hannover kam es wegen einer Baustelle am gesamten Wochenende zu erheblichen Staus. Teilweise reichte die Blechlawine auf der Autobahn bis zur Ausfahrt Hannover-Bothfeld, die Stau-Rollzeit betrug zeitweilig mehr als 1,5 Stunden. Auch auf den Umgehungsrouten rollte der Verkehr nur noch in Stop-and-go. An den beiden Folgewochenenden wird es voraussichtlich ähnliche Staus geben. Das Land lässt immer von Freitag bis Montagfrüh ab der Ausfahrt Garbsen die linke und die mittlere Spur sanieren, der Verkehr wird einspurig geführt. Auf dem insgesamt 6,3 Kilometer langen Abschnitt waren 2017 nach einer Grunderneuerung Blasen im Asphalt aufgetreten. Jetzt wird die Fahrbahn in drei Abschnitten saniert. Tempobaustelle auf der A 2 ab Garbsen: Die Straßenbauverwaltung hatte für das Projekt wieder eine Tempobaustelle eingerichtet, ähnlich wie beim 88-Stunden-Experiment im Mai, als mit hohem Personal- und Materialeinsatz ein 3,6 Kilometer langer Streckenabschnitt der A2 im Eiltempo grunderneuert wurde. Diesmal allerdings gibt es keine Vollsperrungen, weil belastbare Umleitungsstrecken fehlen. „Wir führen den Verkehr an allen drei Wochenenden über einen Fahrstreifen“, sagt der verantwortliche Teamchef Holger Mees. Im Normalfall seien für die Arbeiten etwa vier Wochen nötig, sagt Mees. Jetzt reichen dafür dreimal 60 Stunden an den verkehrsärmeren Wochenenden – dank ausgeklügelter Baustellenlogistik. Der erste Abschnitt hat gut funktioniert. Sonntagabend war die neue Deckschicht aufgetragen, die Markierungen waren geklebt. Bis der Verkehr wieder dreistreifig rollen darf, musste aber zunächst der Asphalt bis Montagmorgen auskühlen Wir haben die Baustelle an diesem Wochenende begleitet. Hier unser Protokoll: Staus auf der A2 über 10 Kilometer: Sonntagmittag hat sich die Stausituation wieder zugespitzt. Die Blechlawine steht mehr als 10 Kilometer vor dem Baustellenbeginn auf Höhe der Ausfahrt Garbsen. Die Mehrfahrtzeit auf der A2 beträgt gut 1,5 Stunden. Auch zahlreiche Schelchwege, etwa über die L382 nach Langenhagen, sind weitgehend verstopft. Tipp: Wer Hannover über die Südtangente umfahren kann, findet aktuell auf der B65 eine weitgehend staufreie Route. Allerdings ist der Umweg von der A2 über die A7 und die B65 bis Bad Nenndorf streckenmäßig deutlich weiter als die Staustrecke über die A2. Auch den gesamten Samstag über hatten sich kilometerlange Staus auf der Autobahn 2 gebildet. Bis zum Nachmittag wuchs die Stop-an-go-Strecke in Hannovers Norden bis zur Ausfahrt Bothfeld. Auch der Zubringer A352 und die sonst gerne genommene Umleitung über die L382 über Langenhagen waren nur noch schwer passierbar. Sogar die kleinen Schleichstrecken etwa über Schloss Ricklingen (Achtung: Tonnagebegrenzung auf der Leinebrücke) waren zwischenzeitlich weitgehend verstopft. Am Abend lösten sich viele Behinderungen auf, doch der Stau reichte um 20 Uhr noch bis Hannover-Nord (Vahrenwalder Straße). Auch am Sonntag wird sich die Stausituation wohl wieder verstärken. Auf der Baustelle: Asphaltschichten pünktlich fertig: Eine breite Asphaltmaschine, die zwei Fahrstreifen gleichzeitig bearbeitet, hat am Samstag ganztägig die untere Binderschicht aufgebracht. Ab Sonntagfrüh arbeitete sie an der Deckschicht. Die Arbeiten in dem zwei Kilometer langen Abschnitt zwischen Ausfahrt Garbsen und der Raststätte Garbsen dauerten bis in den Nachmittag. Parallel wurde seit dem Vormittag bereits markiert. Montagfrüh soll der Verkehr wieder rollen. Im Moment sieht alles danach aus, dass es klappt. „Alles ist im Plan“, sagt Baustellenkoordinator Ayanthann Balasubramaniam am Sonntagmittag. Nacht auf Samstag: Eine Großfräse versagt den Dienst: Um 19 Uhr hatten sich Freitagabend drei Großfräsen der Strabag-Tochter SAT in Position gebracht. Eine davon versagte aber schon nach kurzer Zeit den Dienst. Zwei kleinere Fräsen wurden herangeschafft. Insgesamt mussten sie gut 5000 Tonnen der Asphalt-Deck- und Binderschicht herunterkratzen. Sie konnten nicht ganz pünktlich starten: Die Schwerlast-Lkw, die den Asphaltbruch abtransportieren sollen, standen im Rückstau der Baustelle. „Solche Toleranzen sind aber eingeplant“, sagt Baustellenkoordinator Ayanthann Balasubramaniam. Die Arbeiten waren am frühen Samstagmorgen wieder voll im Zeitplan. Nach aktuellem Stand werde definitiv die Freigabe der Autobahn am Montagmorgen um 6 Uhr einzuhalten sein, sagt Holger Mees, zuständiger Abteilungsleiter von der Landesstraßenbaubehörde. 70 Lkw im Einsatz: Die Fräsen haben die Nacht durch parallel und durchgehend gearbeitet – doch alle paar Minuten musste der Asphaltbruch mit Schwerlast-Lkw abtransportiert werden. Dafür stehen 70 Lkw der Firma Rüdebusch aus Braunschweig bereit. Sie müssen just-in-time arbeiten: Zunächst beim Abtransport, ab Samstagfrüh dann beim Bringen der frischen Asphaltmischungen. „Dafür ist viel Planung nötig“, sagt Autobahnbaustellenmanager Mees: „Wir experimentieren jetzt mit solchen Tempo-Baustellen.“ Landes-Verkehrsminister Bernd Althusmann hatte versprochen, Autobahnbaustellen schneller abzuwickeln – dieses Projekt soll einen weiteren Nachweis bringen, wie das gehen kann. Diese Tempobaustelle läuft nicht reibungslos: Vorläufiges Fazit von der Wochenendbaustelle: Es klappt nicht so reibungslos wie beim Vorbild vom Mai. Damals war eine Arbeitsgemeinschaft der Firmen Strabag und Kemna im Einsatz, sie hatten die Koordination der Baumaschinen und vor allem die Lkw-Logistik deutlich besser im Griff. Diesmal ist Firma Eurovia als Generalunternehmer zum Zuge gekommen (gehört zum französischen Vinci-Konzern). Der hannoversche Zweigstellenleiter Fabian Zorn war direkt vor Ort und prüfte das Projekt. Holger Mees von der Landesstraßenbauverwaltung sagt: „Wir werden die Abläufe im Nachgang genau analysieren müssen.“ So geht es weiter: Am Sonntag kommt die obere Asphaltdeckschicht auf die beiden Fahrstreifen, dann folgen die Markierungsarbeiten. „Es ist gut, dass es nachts so kalt ist“, sagt Mees von der Landesbehörde: „Vor zwei Jahren hatten wir einen derart heißen September, dass die Asphaltschichten nicht schnell genug ausgekühlt sind und wir teilweise nicht weiterarbeiten konnten.“ Diesmal aber müsste alles nach Zeitplan gehen: Montagfrüh um 6 Uhr soll der etwa 2 Kilometer lange Teilabschnitt fertig markiert und nutzbar sein. So läuft es an den nächsten Wochenenden: Start der Bauarbeiten auch an den beiden Folgewochenenden (ab 25.09. und 2.10.) ist jeweils freitags gegen 18 Uhr. Die Arbeiten dauern bis maximal montags um 6 Uhr. Stets ist nur ein Fahrstreifen in Richtung Dortmund befahrbar. Zum einsetzenden Berufsverkehr soll alles wieder frei sein. Die Gegenrichtung nach Berlin ist nicht betroffen. Ursache der Blasenbildung ist unklar: Woran die Blasenbildung lag, ist bis heute unklar. Meist liegt es daran, dass Asphalt trotz Regen eingebaut wurde. „Wir haben Gutachter aus Nordrhein-Westfalen und Berlin eingesetzt, aber keiner hat eine eindeutige Ursache gefunden“, sagt Mees. Deshalb zahlt nun der Steuerzahler: Etwa 2 Millionen Euro kostet die Sanierung des 6,3 Kilometer langen Gesamtbereichs. Von Conrad von Meding