Peiner Gedenklen zum Sonntag: Barmherzig zu sich selbst und zu den anderen

Jesus Christus spricht: Seid barmherzig wie auch euer Vater barmherzig ist (Lukas 6,36). Barmherzigkeit: Dieses Wort ist etwas aus der Mode gekommen. Und gerade jetzt zu Coronazeit kommt diese Aufforderung in der Jahreslosung für 2021 daher! Ich soll schon so viel – oder soll so viel nicht tun! Deswegen bin ich manchmal genervt, nicht motiviert, die Laune ist im Keller, Vermeidungshaltung macht sich breit. Wie die Äffchen: Nichts mehr hören, sehen, sagen. Und dann soll ich nun auch noch barmherzig sein. Obwohl – barmherzig sein, vielleicht kann ich dem doch etwas abgewinnen: Barmherzig sein mit mir selbst? Das wäre ja auch was. Laune im Keller, genervt – ist doch normal nach dem letzten Jahr und was wir gerade noch so zu bewältigen haben. Wir haben allen Grund nicht immer gut drauf zu sein. Zu viel hat sich verändert in unserem Leben. Wir sind belastet. Also, barmherzig mir selbst gegenüber: Ist nicht schlimm, wenn du mal nicht gut drauf bist, die Laune im Keller. Bau nicht auch noch Druck auf, indem du dich selbst schiltst. Und die anderen? Wir tragen Masken in Warteschlangen bei Kassen, bei den Ärzt*innen, an Eingangstüren. Es soll gegen die Verbreitung der Viren schützen. Man kann sich dahinter aber auch prima verstecken. Irgendwie als ob wir denken, wir sind unsichtbar dahinter. Seltener ein freundlicher Gruß, Small talk fast komplett vorbei wie sonst in solchen Wartesituationen. Das kann auch unzufrieden machen und ungerecht und man denkt: „Alle“ sind genervt; „alle“ sind unfreundlich; „keiner“ sagt was. Ja, es nervt . Und dennoch auch hier: Seid barmherzig wie auch euer Vater barmherzig ist. Auch mit denen, die sich verstecken, kaum noch was sagen, mürrisch sind. Alle haben Grund mal genervt und missgelaunt zu sein. Heute ich morgen du. Allen, denen es heute besser geht: Zeigt es den anderen, die gerade niedergedrückt sind, ertragt sie, wie sich dich ertragen, wenn du nicht gut drauf bist. So helfen wir uns gegenseitig auf, und dann geht es uns allen schneller wieder besser. Von Ellen Martens