Skepsis: Einige Peiner Pflegekräfte wollen sich nicht impfen lassen

Der Nächste, bitte! Mittwoch haben die mobilen Teams des Landkreises Peine die Corona-Impfungen in Pflegeheimen fortgesetzt, unter anderem in der Hohenhamelner Seniorenwohnanlage „Haus am Pfingstanger“. Im Vorfeld mussten alle Peiner Altenheime in Rekordtempo drei Formulare mit Aufklärungsbogen, Krankengeschichte und Einwilligungserklärung von Bewohnern oder Betreuern einsammeln. Ergebnis: Fast alle Bewohner wollen sich impfen lassen, bei den Mitarbeitern gibt es dagegen etwas mehr Bedenken. Heimleiterin sieht moralische Verpflichtung: Einen großen Verwaltungsakt habe man auf die Schnelle meistern müssen, schildert Christina Brandes, die die DRK-Seniorenheime in Oelheim und am Peiner Stadtpark leitet. Es habe mitunter Schwierigkeiten gegeben, trotz der Dringlichkeit Antworten von betreuenden Angehörigen zu bekommen. „Das ärgert einen schon. Denn bevor die Listen nicht komplett sind, können wir nicht starten. Jeder Tag, an dem wir nicht geimpft sind, ist ein verlorener Tag, weil er Menschenleben retten kann“, betonte die Einrichtungsleiterin. In jedem DRK-Heim gebe es zwei bis drei Bewohner, die sich nicht impfen lassen wollen. Bei den Mitarbeitern sei es sogar etwa ein Drittel. „Der Durchschnitt unserer Gesellschaft zur Impfbereitschaft spiegelt sich auch bei uns wider“, stellte Brandes fest. Von dieser Quote ist die Seniorenheim-Chefin alles andere als begeistert. „In unserer Branche haben wir eine berufliche Verpflichtung, das ist auch eine medizinethische, moralische Geschichte. Die Impfung ist nunmal die einzige echte Chance zu Besserung in der Corona-Krise“, betonte sie. Wunsch nach größerer Impfkampagne: Deshalb hätte sich Christina Brandes auch eine auffälligere Impf-Kampagne der Bundesregierung gewünscht, in der über Risiken und Vorteile informiert wird. „Das habe ich absolut vermisst. Jeder dritte Werbespot im Fernsehen oder Anzeigen in der Zeitung hätten es sein müssen, das hätte Schwung in die Sache gebracht“, monierte die Heim-Leiterin. Auch das Peiner Philipp-Spitta-Seniorenzentrum hat in Rekordzeit die nötigen Unterlagen zusammengetragen, sie inzwischen an den Landkreis weitergeleitet und sehnt den Impfstart herbei. „In unserer Einrichtung werden wir oft von Angehörigen angerufen, wann es nun endlich mit dem Impfen losgeht“, verriet Einrichtungsleiterin Petra Brammer. Doch nicht nur bei den Angehörigen, auch bei den Bewohnern, den Besuchern, den Therapeuten und dem Spitta-Heim-Team sei die Hoffnung groß. „Alle hoffen auf die ursprüngliche Normalität im Alltag und dass sie sich keine Sorgen mehr machen müssen“, sagte Brammer. Lesen Sie auch Gelungener Start: Mobile Teams impfen mehr als 100 Peiner gegen Corona Peines Corona-Testzentrum zieht neben das Corona-Impfzentrum Tolle Vermittlungsquote, aber Mega-Einnahme-Verlust im Peiner Tierheim Bedenken, dass der Impfstoff nicht ausreichend erprobt ist: Die meisten der Bewohner oder deren Betreuer hätten den Wunsch, die ersehnte Impfung schnell zu erhalten, damit sie getrost in die Zukunft blicken können. „Nur vereinzelt haben wir eine Ablehnung zur Impfung erhalten.“ Bei den Angestellten ist die Quote geringer. „75 Prozent unserer Mitarbeiter sind bereit, sich impfen zu lassen“, bilanzierte Brammer. Sorgen und Ängste würden sich hauptsächlich darin äußern, dass es Bedenken gibt, dass der Impfstoff nicht ausreichend erprobt ist. „Und die Angst vor Folgeschäden ist vorhanden“, erläuterte die Einrichtungsleiterin. Mittwoch wurde in Hohenhameln geimpft: Freude und Erleichterung herrschte Mittwoch im Hohenhamelner „Haus am Pfingstanger“, denn es war das dritte Peiner Seniorenheim, in dem Bewohner und Mitarbeiter durch das mobile Team des Landkreises geimpft wurden. „Alle erhoffen sich, dass sich die Lage entspannt, wir wieder mehr externe Aktivitäten anbieten und Feste feiern können. Die Senioren könnten wieder Besuche im Zimmer und nicht nur im Besucherraum mit Abstand und weniger Zeit bekommen“, betonte Geschäftsführerin Marcella Bahrke-Napierski. In nur elf Tagen hatten zuvor alle Unterlagen für den Landkreis zusammengestellt werden müssen – das meisterte das Pfingstanger-Team. Während sich 80 Prozent der Bewohner für eine Impfung aussprachen, lag die Quote bei den Mitarbeitern nur bei 50 Prozent. Das wunderte die Geschäftsführerin: „Einige sind vorsichtig, aber alle sehnen sich nach ihrem Leben vor Corona und dafür müssen nun mal 60 bis 70 Prozent geimpft werden. Die Impfung ist freiwillig, aber wer einen sozialen Beruf ergreift, für den sollte es auch eine moralische Verpflichtung geben.“ Von Christian Meyer