Wirtschaftsminister lobt Wendeburger für ihr Engagement

Er hat gelacht, gestaunt, Streuselkuchen genascht und gelobt: Zwei Stunden Zeit nahm sich Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) am Samstag in Bortfeld, um vier spannende ehrenamtliche Projekte der Region kennen zu lernen. Jetzt weiß der CDU-Landeschef zum Beispiel, dass der Theaterkreis Bortfeld es schafft, 1300 Besucher in die Peiner Festsäle zu locken, bald ein Bürgerbus durch die Gemeinde Wendeburg fahren soll, Volksfeste sich auch digital prima feiern lassen und sich schon 14-Jährige Gedanken darüber machen, wie sie Kindern aus armen Familien helfen können. „Das waren tolle Beispiele für ehrenamtliches Engagement, ich bin tief beeindruckt. Das ist gelebte Bürgerschaft“, bilanzierte Althusmann begeistert nach seinem Nachmittagsstopp in der Bortfelder Grundschule. Dort hat der Theaterkreis Bortfeld in der alten Lehrerwohnung sein „Speelhous“. Wo die Mitglieder sonst in kleinen Gruppen proben oder Kostüme nähen, wurde diesmal etwas anderes aufgeführt: Ehrenamt vom Allerfeinsten in vier Akten. Das passte, denn Althusmann tourt derzeit in Sachen Bürgerengagement durchs Land. „Starkes Ehrenamt – Unser Herz für Niedersachsen“, hat er die Sache überschrieben. Für den Besuch in der Gemeinde Wendeburg hatten der Peiner CDU-Landtagsabgeordnete Christoph Plett sowie seine Kollegen Veronika Koch (Helmstedt) und Oliver Schatta (Braunschweig) vier besondere Beispiel für gelungenes Ehrenamt ausgewählt. Ein Sketch mit Hahn und Kabel: Zum Aufwärmen gab es etwas zum Schmunzeln für den Minister: Theaterkreis-Mitglied Dietmar Sündermann, der sich als „Hartmut Pape“ in „braunschwaager“ Mundart unter anderem darüber lustig machte, dass es Veganer gibt, die inzwischen nicht mal mehr Leitungswasser trinken. „Weil es aus dem Hahn kommt.“ Bei Sündermanns Frage, wie die Schutzpatronin der ganzen Glasfaser-Branche heißt, musste auch Althusmann passen. „Heidi Kabel“ wäre es gewesen. Reichlich Kabel hat auch der Theaterkreis, der nicht nur seine Stücke selber schreibt und die Musik dazu kombiniert, sondern sich auch um die Bühnenbeleuchtung oder die Tontechnik selber kümmert. 150 Mitglieder, davon 80 Aktive zählt der Verein. Dass 85-Jährige mit 14-Jährigen gemeinsam auf der Bühne stehen, macht das Team um Christopher Graffam dabei besonders stolz. Doch der Vorsitzende sowie Technik-Chef Stefan Commeßmann berichteten auch von Sorgen. Platznöte oder fehlende Einnahmen, weil das Sommertheater wegen der Corona-Krise ausfallen musste. Dabei würde sich der Verein gerne mit Hilfe einer Förderung vom Land eine Bühne für rund 30000 Euro kaufen. „Doch vermutlich werden wir die geforderte Beteiligung in Höhe von 25 Prozent nicht aufbringen können“, erklärte Commeßmann. Bürgerbus-Projekt hofft auf Fördermittel: Auf Fördergeld setzt auch der Wendeburger Bürgerbus-Verein. Da die Einwohner der kleinen Wendeburger Ortschaften nur unzureichend durch den öffentlichen Personennahverkehr versorgt werden, will der Vereinsvorstand um den Sophientaler Bernd Commeßmann mit einem ehrenamtlich organisierten Bürgerbus Abhilfe schaffen. So sollen auch für Ältere Fahrten zu Banken, Ärzten und Apotheken nach Wendeburg oder zur Anbindung an die Linienbusse nach Peine oder Braunschweig möglich sein. Nach der Vereinsgründung im Februar stieg die Mitgliederzahl von 52 auf mittlerweile 153. „Und davon haben sich gleich 43 als ehrenamtliche Fahrer vormerken lassen. Bei dieser Zahl werden andere Bürgerbus-Vereine ganz neidisch“, stellte Commeßmann erfreut fest. Doch noch reicht die Vereinskasse nicht für einen Klein-Bus. Rund 100000 Euro würde das Gefährt kosten, vom Land könnte der Verein 75 Prozent als Fördermittel erhalten, auch von der Gemeinde gibt es einen Zuschuss. „Jetzt hoffen wir, dass auch vom Landkreis noch etwas kommt“, sagte Commeßmann. Mit kleinen Päckchen große Freude machen: Anerkennenden Applaus und ein Extra-Lob vom Minister gab es für die Jüngste: Julia Swiatkowski aus Braunschweig. Die 18-Jährige hat vor vier Jahren den Hilfsverein „Päckchen für Braunschweig“ mit ins Leben gerufen, der bedürftigen Kindern zu Weihnachten und jetzt auch in der Corona-Zeit eine Freude macht. Jeder, der helfen möchte, kann ein Päckchen mit Geschenken wie Spielzeug oder Kleidung zusammenstellen und beim Verein oder einer Hilfsorganisation abgeben, die sich um die Verteilung kümmern. Als sie das erste Mal gesehen habe, mit welcher Freude die Kinder die Päckchen aufgemacht haben, war ihr ganz warm ums Herz. „Wir würden gerne versuchen, auch in Salzgitter oder Peine zu helfen“, verriet sie. Digitales Volksfest war ein Erfolg: Wie man den Zusammenhalt im Dorf weiter steigen kann, verriet Jerxheims Bürgermeister Philipp Ralphs. Er ist auch Vorsitzender des Vereins Kulturwerkstatt Jerxheim, mit dem er in diesem Jahr ein corona-konformes digitales Volksfest ausrichtete. Schützenkönige wurden per Los gezogen, die Jerxheimer konnten sich Volksfest-Eimer mit Bier, Schnaps, Würstchen und Brötchen bestellen. Das kam an – auch beim Wirtschaftsminister. „Trotz des Abstandsgebots konnte man in der Corona-Krise auch eines lernen: Dass die Gemeinschaft und die Gesellschaft wichtig ist, und wir zusammenrücken können“, sagte er. Von Christian Meyer