Warntag mit Pannen im Peiner Land – doch auf die Feuerwehr ist Verlass

Da ist wohl noch Luft nach oben: Der bundesweite Warntag am Donnerstag, 10. September, ist von vielen Bürgern mit Spannung erwartet worden. Passiert ist dann für die meisten wahrnehmbar nicht viel bis gar nichts. Keine WarnApp ploppte auf den Handy-Displays auf, Sirenen waren vielerorts weit und breit nicht zu hören und auch im Rundfunk wurde – wenn überhaupt – die Warnung in vielen Fällen eher unspektakulär irgendwo zwischen anderen allgemeinen Nachrichten verlesen. Etliche Leser haben sich bei der PAZ gemeldet und sich verwundert über den Umgang mit der bundesweiten Aktion gezeigt. Von einem „völligen Versagen der für Bevölkerungssicherheit und Katastrophenschutz Verantwortlichen“ spricht zum Beispiel Kurt Steffens aus Vechelde. Und nicht nur das Peiner Land war betroffen, wie von verschiedenen Stellen zu erfahren war. In Deutschland gibt es kein flächendeckendes Netz zur Alarmierung: Darauf, dass nicht überall Sirenen zu hören sein werden, hatte allerdings der Sprecher des Landkreises Peine, Fabian Laaß, schon vorab hingewiesen. Die Feuerwehren werden vielerorts über digitale Meldeempfänger alarmiert, so dass die Bevölkerung davon nichts mehr mitbekommt. Das ist nicht nur im Peiner Land so, es gibt in Deutschland kein flächendeckendes System zur Alarmierung mehr. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe sucht nach einem neuen Medium dafür. Die Warn-Apps kamen ihrer Funktion nur unzureichend nach, sie waren offenbar ebenso überlastet wie das so genannte modulare Warnsystem, mit dem zahlreiche Warnmittel angesteuert werden. Ein Ziel hat der Warntag aber erfüllt, denn bei solchen Übungen geht es auch immer darum, Schwächen aufzuzeigen. Feuerwehr warnt mit Sirene und Lautsprecherdurchsagen: Verlass war allerdings auf die Fachgruppe Warnen, die dem Gefahrgutzug des Landkreises Peine untergeordnet und bei der Gemeindefeuerwehr Lengede angesiedelt ist. Zwei große Feuerwehrfahrzeuge – eines aus Broistedt, eines aus Barbecke – fuhren im Schritttempo durch einige Broistedter Straßen und warnten die Bevölkerung mit dem typischen, unüberhörbaren jaulenden Sirenenwarnton und Lautsprecherdurchsagen. Lesen Sie dazu auch: Warn-App überlastet, Sirenen blieben still Groß Ilseder berät Landkreis im Katastrophenfall Unter der Leitung von Gruppenführer Jan Kruse hatten einige Kameraden die Aufgabe übernommen, die Bevölkerung auf diese Weise zu informieren. Schon deutlich vor der geplanten Abfahrt um Punkt 11 Uhr haben sie sich am Feuerwehrgerätehaus in Broistedt getroffen und auf den Übungseinsatz vorbereitet. „Für uns ist das eine willkommene Gelegenheit, diese Aufgabe zu üben. Das macht man sonst wegen der Lärmbelästigung und um die Bevölkerung nicht unnötig zu beunruhigen eher nicht“, sagte Kruse. Mobile Sirenen werden mit Magneten auf dem Autodach befestigt: Der Landkreis Peine hat eigens zwei mobile sogenannte Kugelsirenen angeschafft, die weißen Bällen ähneln. Sie werden bei Bedarf mittels Magneten auf den Autodächern befestigt. Die Stromversorgung erfolgt über ein durch die Fahrzeugtür geführtes Kabel. „Die Sirenen lassen sich theoretisch auf jedem beliebigen Autodach befestigen, allerdings muss die Sicherung entsprechend ausgelegt sein“, machte Kruse deutlich. Bevor es losgehen konnte, besprach Dominik Gatermann das Band mit dem vorgegebenen Text. Er brauchte mehrere Anläufe, bis er mit dem Ergebnis zufrieden war. Kurze Zeit später ist seine Stimme dann abwechselnd mit dem jeweils 15 Minuten langen auf- und abschwellenden Sirenenton in Broistedts Straßen zu hören. Kinder staunten den Feuerwehrautos hinterher: Mit dem Fahrer und einem Kameraden, der das Gerät mit der Sirene bedient, müssen mindestens zwei Feuerwehrleute während eines Warneinsatzes im Fahrzeug sein. „Besser sind aber vier, damit es auch noch Kapazitäten gibt, um zum Beispiel auf Fragen von besorgten Bürgern reagieren zu können“, sagte Kruse. Dann besprach er mit seinen Leuten noch kurz, welches Fahrzeug welchen Weg nimmt, und los ging es. Überall entlang der Fahrstrecke blieben die Leute stehen, kleine Kinder staunten den großen roten Autos hinterher. Zumindest in einem Teil von Broistedt kann also niemand sagen, er habe vom Warntag nichts mitbekommen. Von Kerstin Wosnitza