Tiny Houses: Firma aus Bülten baut Minihäuser

Am Ortsrand von Bülten verbirgt sich ein Firmenhof, auf dem kultiger Wohnraum geschaffen wird. Überwiegend aus Holz entstehen dort mit viel Fleiß, einer Menge Kreativität und guter alter Handarbeit Tiny Houses (Mini-Häuser) auf Rädern, die auf kleiner Grundfläche modernen Wohnkomfort bieten. Seit gut drei Jahren baut der gelernte Zimmermann Udo Kasten die kleinen Häuschen, die zurzeit weltweit voll im Trend liegen. „Ich hatte eine Fernsehreportage über Tiny Houses gesehen und gedacht: Das kannst du besser!“ So entschied er sich, mit der „Tiny Houses Company Limited“ eine eigene Firma zu gründen. Die ersten sieben Häuser hat er allein gebaut, Anfang 2019 schloss sich ihm sein Bruder an. Im Laufe des Jahres kamen zwei weitere Mitarbeiter hinzu. Kleiner Raum perfekt genutzt: Der Entstehungsprozess des Mini-Hausbaus beginnt mit der Idee eines Kunden. „Die Möglichkeiten sind nahezu grenzenlos. Die kleinen Häuser stehen ihren großen Verwandten in nichts nach“, macht Kasten deutlich. Lebensqualität und die perfekte Nutzung des kleinen Raumes seien das A und O bei der Planung und dem Bau der „Tinys“, wie sie auch liebevoll von denen, die sie bauen, genannt werden. Auf einer Grundfläche von 2,55 mal 8,40 Metern hat ein „Einzel-Tiny“ inklusive Schlafbereich eine Nutzfläche von 35 Quadratmetern. Diese Fläche kann nach Belieben gefüllt und ausgebaut werden. Alle Holzbauteile der Tinys werden per Hand angefertigt, von großen Maschinen oder gar Fließbandarbeit ist keine Spur zu sehen. Handgemachte Unikate: Auf der Grundlage des Planes werden zuerst auf einem großen Anhänger Rahmen aus Holz angebracht. Bis dieses rechteckige Holz-Skelett zu einem fertigen Haus wird, vergehen mehrere Wochen. „An einem Haus arbeiten wir 400 bis 500 Stunden. Für die Sonderformen ,L-Tiny’ und ,T-Tiny’, bei denen zwei Häuser wie die jeweiligen Buchstaben angeordnet sind, brauchen wir sogar zwischen 700 und 800 Stunden“, betont Kasten. „In einem Radius von 200 Kilometern stehen neun unserer Häuser“, so der Inhaber. Aber die Firma liefere deutschlandweit Häuser, und auch in einem Wald in den Alpen Österreichs, in Ungarn sowie in England stehen schon Exemplare, die in Bülten gebaut wurden. Im Landkreis Peine gebe es allerdings bisher noch keines. „Tiny Houses haben, wie normale Häuser auch, eine Küche, ein Badezimmer, Raum zum Wohnen und zum Schlafen“, erklärt Kasten. Wie diese Bereiche aufgeteilt werden, könne jeder Hausbesitzer selbst entscheiden. „Typisch sind zweite Ebenen für die Betten – Schlaflofts genannt – auf beiden Seiten“, so Kasten. Doch jede denkbare Variante, den Raum aufzuteilen, sei möglich. Das gilt auch fürs Badezimmer. „Wenn jemand eine Badewanne haben möchte, dann machen wir das.“ Auch Häuschen mit Balkonen und sogar Zirkuswagen haben sie bereits gebaut – und jedes Haus sei ein Unikat. Der Traum vom Eigenheim: „Für uns ist es sehr wichtig, die Eigentümer in den Bauprozess mit einzubeziehen“, betont der Zimmermann. Deswegen könne der Baufortschritt des jeweiligen Hauses von den Eigentümern mindestens einmal im Monat persönlich begutachtet werden. „Oftmals fallen nach diesen Treffen Änderungen an, weil die Eigentümer sehen, was alles möglich ist und dann neue Vorstellungen entwickeln.“ Am häufigsten werden laut Kasten die Lofthöhen und die Fenstergrößen geändert. „Egal was wir bauen: Es ist wirklich schön, am Ende die Freude der Eigentümer zu sehen. Wir möchten Lebensqualität bieten, und die gemeinsame Arbeit macht uns Spaß“, schwärmt er von seiner Arbeit. Die Kunst des Handwerks dazu zu nutzen, mit Herzblut und Leidenschaft etwas zu schaffen, das mit ein wenig Pflege 25 Jahre und länger hält und den Traum vom Eigenheim für viele ermöglicht, stehe für Kasten weit im Vordergrund. „Tiny Houses werden immer beliebter, und wir haben noch lange nicht die Spitze erreicht“, ist er sicher. Tiny Houses, auf Deutsch Mini-Häuser, haben ihren Ursprung in den USA. Sie zeichnen sich besonders dadurch aus, beweglich zu sein, denn die Häuschen werden immer auf Rädern gebaut. Udo Kasten, Inhaber der Bültener „Tiny Houses“-Firma betont jedoch, dass die Mini-Häuser nicht dafür gedacht seien, ständig bewegt zu werden, wie beispielsweise ein Wohnwagen. „Auch Tiny Houses sind noch immer richtige Häuser.“ Sie können aber während der Sommer- oder Wintermonate oder bei einem Umzug mit relativ geringem Aufwand versetzt werden. Während der Wirtschaftskrise in den USA gewannen Tiny Houses als alternativer und günstigerer Wohnraum an Bekanntheit sowie Beliebtheit und fanden ihren Weg in viele Länder der Welt. Heutzutage werden sie auch angesichts der steigenden Altersarmut, dem Wohnungsmangel und dem Trend hin zum minimalistischen Wohnen immer beliebter. Die Bültener Firma fertigt Mini-Häuser in drei Ausführungen: das Standard-Haus mit einem Maß von 8,40 Meter mal 2,55 Meter und einer Nutzfläche von 35 Quadratmeter sowie die Varianten L und T, bei denen zwei Häuser aneinandergebaut werden und sich somit auch für Familien eignen. Diese haben eine Nutzfläche von etwa 65 Quadratmeter. Jedes Haus ist mit Fußbodenheizung ausgestattet, hat einen Gas- oder Pelletofen und kann wie ein reguläres Haus ans Trinkwasser- und Abwassernetz angeschlossen werden. Jedes Haus wird nach den Wünschen der Eigentümer entworfen und gebaut und ist ein Unikat. Der verfügbare Platz wird durch genaue Planung effektiv genutzt. Typisch für Tiny Houses sind die sogenannten Schlaflofts, die über Wohnraum und Küche oder Badezimmer angebracht werden und für Stabilität sorgen. Tiny Houses in Standardausführung wiegen durchschnittlich 3,5 Tonnen und starten preislich bei 40.000 Euro. Die T- und L-Varianten liegen bei 65.000 Euro. Von Mara-Ann Meeuw

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