Neue Kita Groß Bülten: Kritik an „Kahlschlag“ auf dem Gelände

An der Veilchenhöhe in Groß Bülten entsteht zurzeit eine neue Kindertagesstätte mit zwei Krippen- und einer Kindergartengruppe. Nun wurden auf dem Gelände in größerem Umfang Baumarbeiten durchgeführt. Das bereitet einem Nachbarn Sorge, denn auf dem Areal sollen geschützte Fledermaus-Arten leben. Darauf hatte die Peiner Biologische Arbeitsgemeinschaft im Vorfeld der Planungen hingewiesen. Mit der Zwerg-, der Breitflügelfledermaus, dem Großen Mausohr und dem Kleinen Abendsegler sind insgesamt vier Arten nachgewiesen. Ein Hindernis für den Bau der Kita an dieser Stelle sah man darin aber nicht. Man kam zu der Einschätzung, dass sich Naturschutz- und Bauinteressen in Einklang bringen lassen. Im Oktober 2018 hat die Ilseder Politik grünes Licht für die Umsetzung gegeben. „Wir müssen die Tiere nicht umsiedeln, es gibt auf der Fläche genug Bäume zum Nisten“, sagte Bürgermeister Otto-Heinz Fründt (SPD) seinerzeit gegenüber der PAZ. Er bewertete in diesem Zusammenhang den Platz für die neue Kita als ideal, unter anderem wegen der nahe gelegenen Turnhalle. Der Bau der Kita ist inzwischen weit fortgeschritten, der Innenausbau aber noch nicht abgeschlossen. Darauf, wann die Einrichtung in Betrieb genommen werden kann, möchte sich Bürgermeister Otto-Heinz Fründt – auch vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie – aber noch nicht festlegen. Mit Baukosten von rund 1,7 Millionen Euro ist man dicht an den geplanten 1,6 Millionen geblieben. Die Differenz sei durch einige Änderungen entstanden, die sich im Verlauf ergeben hätten. Eine gute Nachricht: Vor Kurzen ist der Zuwendungsbescheid für die Förderung des Neubaus durch das Land Niedersachsen eingegangen. Von dieser Stelle gibt es einen Zuschuss in Höhe von 440 000 Euro. Ob man das Wohl der Fledermäuse nach wie vor im Auge habe, bezweifelt Anlieger Hendrik Hoppenworth, der das Gelände von seinem Grundstück aus einsehen kann. „Es wurde ein regelrechter Kahlschlag vorgenommen und mit großem Gerät gearbeitet. Unter anderem wurde eine 50 Jahre alte Esche gefällt, und durch die schweren Fahrzeuge verbliebene weitere große Bäume wahrscheinlich geschädigt“, berichtet er von seinen Beobachtungen. Zudem seien Sträucher und Gehölze entfernt worden und so massiv in die Natur eingegriffen. Bürgermeister weist Vorwürfe zurück: Der Bürgermeister kann diese Vorwürfe nicht nachvollziehen. „Wir haben bei der Baugenehmigung für den Kindergarten selbstverständlich den Naturschutz mit abgehandelt und halten uns an die Vorgaben. Es wurde Totholz entfernt und auch einige Bäume konnten leider nicht stehen bleiben, die meisten sind aber unangetastet“, erklärt er. Er weist aber auch darauf hin, dass auf einem unmittelbar angrenzenden Gelände Ausgleichsmaßnahmen durchgeführt und dafür 20 Bäume und diverse Sträucher gepflanzt wurden: „Da sind wir über das hinaus gegangen, was vorgeschrieben war. Aber es dauert natürlich, bis diese Pflanzen eine nennenswerte Größe haben.“ Unterstützung gab es von der Peiner Biologischen Arbeitsgemeinschaft (Bio-AG). Lesen Sie auch Fledermaus-Vorkommen ist scheinbar kein Hindernis für Kita-Pläne Groß Ilsede: Pflanz-Aktion - Bürger setzen sich für mehr Naturschutz ein Peine-Ticker: Aktuelle Corona-News und Nachrichten aus der Stadt Von Esche ging eine Gefahr aus: Das Fällen der Esche bestätigt er, diese habe aber sehr dicht am Gebäude gestanden und sei leicht geneigt gewesen. Zudem habe sich im Zusammenhang mit den Bauarbeiten leider eine Beschädigung des Wurzelwerks nicht vermeiden lassen. „Wir haben mehrere Fachleute hinzugezogen, die einhellig empfohlen haben, den Baum aus Gründen der Sicherheit zu fällen“, erklärt der Verwaltungschef. Es stimme auch, dass Strauchwerk entfernt worden sei. „Zu einem großen Teil handelte es sich dabei um Efeu, das für Kinder giftig ist“, erklärt Fründt. Es seien aber Nachpflanzungen geplant. Bio-AG kritisiert radikales Vorgehen: Die Bio-AG, die das Projekt von Anfang an begleitet, sieht das Vorgehen aber ebenfalls kritisch: „Es wurde sehr radikal agiert, so dass das Ökosystem empfindlich gestört und der Lebensraum der Fledermäuse erneut erheblich beeinträchtigt wurde. In den Sträuchern leben Spinnen, Käfer und andere Insekten, die die Nahrungsgrundlage bilden“, erklärt Dr. Michael Wallis. Nun müsse eine Lösung gefunden werden. Seiner Einschätzung nach müssten die entfernten Sträucher ersetzt werden. Es dauere aber Jahre, bis ein vergleichbarer Zustand hergestellt sei. Leider gehe man oft nicht so sensibel mit der Natur um, wie es angebracht wäre. „Wir wünschen uns insgesamt von Verwaltungen einen sensibleren Umgang mit der Natur, nicht nur von der Gemeinde Ilsede“, sagt Wallis. Von Kerstin Wosnitza