Klein Ilsede: Anlieger wollen nicht für Ausbau von Berliner Straße zahlen

Die Gemeinde Ilsede entwickelt derzeit eine Prioritätenliste mit auszubauenden Straßen in den Ortschaften. Für Klein Ilsede werden Abschnitte der Berliner Straße und des Heidewegs aufgeführt. Die Kosten dafür werden auf rund 886 000 Euro (Berliner Straße), beziehungsweise 732 500 Euro (Heideweg) geschätzt. Nach derzeitigem Stand werden die Anwohner anteilig beteiligt. Diese laufen dagegen Sturm, denn diese Straßen wurden während des rund zweijährigen Ausbaus der Ortsdurchfahrt (B 444) in den Jahren 2015 und 2016 erheblich frequentiert. Ihren Unmut haben rund 30 Bürger bei der jüngsten Ortsratssitzung kund getan. Offizielle Umleitungsstrecke führte weiträumig um Klein Ilsede herum: Zwar führte die offizielle Umleitungsstrecke den allgemeinen Verkehr weiträumig um Klein Ilsede herum, doch viele Auto- und auch Lastwagenfahrer ignorierten diese und nutzten die „Abkürzung“ über die Berliner Straße, die eigentlich nur für Linienbusse und Schülertransporte vorgesehen war. Vorübergehend war auch der Heideweg betroffen. Die Anwohner beschwerten sich damals wiederholt, fühlten sich allein gelassen und wiesen auch bei der Ortsratssitzung noch einmal auf die aus ihrer Sicht damals unerträgliche Situation hin. „Das war schlimmer, als auf einer Autobahn“, sagte ein Anwohner, und ein anderer bringt sogar Risse in den Wänden seines Hauses mit der starken Belastung der Straße in Verbindung. Bürger: Das Land muss für die Sanierung aufkommen: Schon damals hatten die Anwohner die Sorge, dass die Straße so in Mitleidenschaft gezogen werde, dass eine Sanierung nötig sei. Man machte deutlich: Dafür will keiner aufkommen. Im Dezember 2016 überreichten Stephanie Weiser und Bernd Borngräber dem Bürgermeister der Gemeinde Ilsede, Otto-Heinz Fründt (SPD), eine Liste mit 96 Unterschriften. Ihrer Ansicht nach sei das Land Niedersachsen für die Sanierung zuständig, weil sie in Zusammenhang mit den Bauarbeiten an der Bundesstraße stehe. Lesen Sie dazu auch: „Berliner Straße wird als Durchgangsstraße missbraucht“ Ortsdurchfahrt Klein Ilsede ab Montag wieder frei Doch dafür sieht Fründt damals wie heute keine Möglichkeit, da die von der zuständigen Behörde ausgewiesene offizielle Umleitungsstrecke nicht durch das Wohngebiet führte. Zudem schätzt er den Sachverhalt anders ein: „Die Straße ist nicht wegen der Umleitung kaputt, sondern sie war schon vorher sanierungsbedürftig. Das Land wird und kann nicht für Schäden aufkommen, die über viele Jahrzehnte vor der Baumaßnahme hinweg entstanden sind.“ Die Straße sei etwa 60 Jahre alt und habe damit ihre „Lebenserwartung“ bereits deutlich überschritten. Er betont zudem, dass die Gemeinde ihrer Unterhaltungspflicht nachgekommen sei. Laut Ortsbürgermeister Reinhard Burzig (SPD) sind vom Land Niedersachsen als freiwillige Leistung 40 000 Euro als Entschädigung geflossen. Dieses Geld soll für die Sanierung der Berliner Straße mit verwendet werden, die am meisten belastet war. Der Ortsrat empfiehlt für den betreffenden Abschnitt der Berliner Straße zwischen Breiter Straße und Schmiedeweg eine lebensverlängernde Deckensanierung. Für den Heideweg zwischen Breiter Straße und Danziger Straße folgt er dem Vorschlag der Verwaltung für einen Neubau. Die Gemeinde Ilsede verfügt über ein Straßennetz von rund 160 Kilometern, von dem ein Großteil in die Jahre gekommen ist und saniert werden muss. Anhand von objektiven Kriterien sollen nun Prioritätenlisten für den Neubau und die Deckensanierung aufgestellt werden, wobei reine Wohn- und Anliegerstraßen derzeit nicht zur Diskussion stehen. Es wurden zunächst 15 Straßen in unterschiedlichen Ortschaften ermittelt, die als verkehrswichtig eingestuft werden und ausgebaut werden sollen. Es ist dafür nach heutigem Stand geschätzt von Kosten in Höhe von rund 13,2 Millionen Euro auszugehen. Darüber hinaus werden für 36 Straßen Fahrbahndecken-Sanierungen vorgeschlagen. Der geschätzte Aufwand hierfür beträgt etwa 4,9 Millionen Euro. Würde man den Ausführungszeitraum aller jetzt vorgeschlagenen Maßnahmen auf die nächsten zehn Jahre festlegen, wäre pro Jahr mit einem Aufwand von 1,3 Millionen Euro für Neubau und von rund 485 000 Euro für Sanierung zu rechnen. Von Kerstin Wosnitza