Ilseder Schulausschuss: Knappes Ja für Grundschulneubau

Sollen die alten Grundschulen in Adenstedt, Gadenstedt und Groß Lafferde durch einen dreizügigen Neubau mit Sporthalle in Gadenstedt ersetzt werden? Mit der Frage hat sich am Montagabend der Ausschuss für Schulen und Kindertagesstätten der Gemeinde Ilsede befasst. Das Thema wird schon seit geraumer Zeit in verschiedenen Gremien und unter den Bürgern diskutiert – und die Meinungen gehen weit auseinander. Einer der Standpunkte wurde vor Ausschusssitzung in der Ilseder Gebläsehalle deutlich: Zahlreiche Bürger demonstrierten vor dem Gebäude für den Erhalt der alten Grundschulen. Während sich die Ortsräte Groß Lafferde und Adenstedt gegen den Neubau und den Erhalt der alten Schulen ausgesprochen haben, empfahlen die Gadenstedter Kommunalpolitiker den Neubau auf dem gemeindeeigenen Grundstück an der Feldstraße. Auch im Schulausschuss war man sich nicht einig, letztendlich sprach sich nur eine knappe Mehrheit für die Neubau-Variante aus. Kritik: Weitere Schulstandorte der Gemeinde wurden nicht mit einbezogen: Stefanie Weigand (Grüne) betonte, dass es wichtig sei, Schulen zukunftsfähig zu machen. Dafür sei auch ein Mindestmaß an Größe notwendig. Aus ihrer Sicht ist der Neubau die „vernünftigste Entscheidung“. Michael Baum (Gruppe Brandes/Baum) vertritt einen anderen Standpunkt. „Es war nie die Möglichkeit zu einer Diskussion, über weitere Schulstandorte in der Gemeinde zu sprechen“, kritisierte er unter anderem. Unter diesem Umstand hätte der Beschlussvorschlag der Verwaltung möglicherweise anders ausgesehen. Lesen Sie auch Groß Lafferder Ortsrat will alte Grundschulen erhalten Gadenstedt: Ortsrat empfiehlt Grundschulneubau Ortsrat Adenstedt: Mehrheit ist für den Erhalt der alten Grundschulen Karsten Könnecker (CDU) führte an, dass im Falle eines Neubaus zusätzlicher Busverkehr nötig sei, was auch unter Umweltaspekten betrachtet werden müsse. Zudem sagte er: „Die Kinder sollten da beschult werden, wo sie aufwachsen.“ Er befürchte darüber hinaus, dass der Neubau letztendlich deutlich mehr kosten könnte als geschätzt – zwischen 13,9 und 14,4 Millionen Euro sind es laut Beschlussvorlage. Die Sanierung der alten Schulen hingegen würde voraussichtlich zwischen 17 und 21,5 Millionen Euro kosten. „Schule ist für Kinder da, das sollten wir verinnerlichen“: „Als Pädagogin sage ich: Schule ist für Kinder da, das sollten wir alle verinnerlichen“, betonte Ilse Schulz (FBI). Dabei stehe nicht das Geld im Vordergrund, auch weitere Punkte wie die Möglichkeiten der Beschulung in einem modernen Gebäude sprächen für einen Neubau. Zum oft angebrachten Kritikpunkt Busfahrten sagte Schulz: „Es ist ein altes Vorurteil, dass Schülertransport etwas Schädliches für die Kinder ist.“ Marcus Seelis (CDU) sagte: „Wir haben jetzt seit April 2019 intensiv an einer Lösungsfindung gearbeitet.“ Bei der vorangegangenen Arbeit der Lenkungsgruppe seien alle nötigen Aspekte berücksichtigt worden, am Ende habe niemand offene Themen gesehen. „Mich persönlich hat die Arbeit in der Lenkungsgruppe in der Meinung bestärkt, dass ein Schulneubau die bessere Alternative für unsere Kinder und die Lehrerinnen und Lehrer ist“, so Seelis. Bevor am Montagabend die eigentliche Sitzung des Schulausschusses begann, stellte Frank Boffer von der Beratungs- und Servicegesellschaft NSI Consult die Ergebnisse der Nutzwertanalyse vor. Diese wurde in Auftrag gegeben, um in Zahlen zu ermitteln, wie der Neubau gegenüber den alten Schulstandorten abschneidet. Das Hauptziel sei eine „zukunftsfähige und umfassende Entwicklung der Schullandschaft“. Für den nicht-monetären Teil der Analyse, der 60 Prozent ausmacht und der Punkte wie Ganztagsschule und Dorfleben enthält, war eine 14-köpfige Lenkungsgruppe zuständig. Zu dieser gehörten Vertreter aus der Verwaltung, dem Schulausschuss, dem Gemeinderat, dem Verein zum Erhalt dörflicher Grundschulen und dörflicher Strukturen, dem Elternrat sowie die Ortsbürgermeister der drei betroffenen Ortschaften und Elternvertreter Cord Pape. Jedes Gruppenmitglied konnte Punkte verteilen, je nach subjektiver Gewichtung der einzelnen Themenbereiche. Unterm Strich schneide der Neubau in der Analyse besser ab als die Sanierung der alten Schulen, so Boffer. Allerdings kritisierte Gruppenmitglied Matthias Laue (Verein zum Erhalt dörflicher Grundschulen und dörflicher Strukturen), dass die genaue Form der Bewertung nicht jedem in der Lenkungsgruppe klar gewesen sei. Diese Kritik wies Michael Take, Vertreter des Ilseder Bürgermeisters, zurück: Alle Gruppenmitglieder seien genau über das Prozedere informiert worden. Dem schloss sich Stefanie Weigand (Grüne), die ebenfalls der Gruppe angehörte, an: „Die Arbeit war transparent.“ „Niemand hat die Absicht, jemandem etwas wegzunehmen“: Frank Busse (SPD) erklärte, dass jedes Rats- und Ausschussmitglied nach bestem Wissen und Gewissen entscheiden müsse. „Niemand hat dabei die Absicht, jemandem etwas wegzunehmen oder kaputtzumachen“, so der Kommunalpolitiker. Elternvertreter Cord Pape ist für den Erhalt der alten Grundschulen in den Dörfern: „Diese sind auch für uns Eltern wichtig.“ Daher sollte man anfangen, die alten Schulstandorte durch Modernisierungen noch attraktiver als bisher zu machen. Spät am Abend nach mehreren Stunden erfolgte schließlich die Abstimmung: Sechs Ausschussmitglieder empfahlen die Beschlussvorlage, vier sprachen sich dagegen aus, es gab eine Enthaltung. Die Entscheidung, ob der Schulneubau kommen soll oder nicht, soll in der Gemeinderatssitzung am Donnerstag, 8. Oktober, gefällt werden. Beginn ist um 18.30 Uhr in der Gebläsehalle in Groß Ilsede. Von Dennis Nobbe