Wasserstoff gilt nicht nur in Mehrum als Technik der Zukunft

Das 40 Jahre alte Steinkohle-Kraftwerk in Mehrum soll noch bis mindestens 2021 in Betrieb bleiben. Doch schon jetzt steht fest, dass der Standort in seiner jetzigen Form keine Zukunft hat. So entstand die Idee für ein Wasserstoff-Kraftwerk. Die Idee, sehr vereinfacht erklärt: Mithilfe von überschüssigem Ökostrom werden Wasserstoff und Sauerstoff getrennt. Der Wasserstoff wird dem Markt zur Verfügung gestellt. „Wenn er an die Luft gelangt, sucht sich Wasserstoff Sauerstoff. Dabei entsteht Energie“, erklärt der Geschäftsführer des Kraftwerks Mehrum, Armin Fieber. Mit Wasserstoff Turbinen antreiben: So kann Wasserstoff zum Beispiel zum Antrieb von Gasturbinen dienen, die Strom erzeugen. Aber auch Brennstoffzellen für Fahrzeuge könnten ihre Energie aus Wasserstoff bekommen. „Ich bin davon überzeugt, dass Wasserstoff die Technologie der Zukunft ist“, sagt Fieber. Damit lasse sich das Problem lösen, dass aus Sonne und Wind gewonnene Energie nicht gleichmäßig verfügbar ist, aber auch nur schlecht gespeichert werden kann. Zwar brauche man zur Gewinnung von Wasserstoff mehr Strom, als hinterher gewonnen werde. Wenn man aber Überschüsse aus Ökostrom verwende, die sonst ungenutzt blieben, passe die Rechnung am Ende. Ideale Voraussetzungen in Niedersachsen: Überzeugt von der Technologie ist auch Niedersachsens Wirtschaftsminister Dr. Bernd Althusmann. „Dank innovativer Unternehmen im Land und erneuerbarer Energien vor der Haustür bietet Niedersachsen ideale Voraussetzungen für eine starke Wasserstoff-Wirtschaft entlang der gesamten Wertschöpfungskette“, sagte er am Mittwoch. Lesen Sie auch: Wasserstoff-Fabrik in Mehrum: Experten diskutieren Zukunftschancen Durch die kürzlich vom Bund vorgelegte nationale Wasserstoffstrategie seien die Chancen für eine zeitnahe Realisierung wegweisender Vorhaben erheblich gestiegen. Als Beispiel nannte der Minister das „Salcos“-Projekt der Salzgitter AG zur CO2-reduzierten Stahlerzeugung. „Die Reduktion des Kohlendioxidausstoßes bei der Stahlherstellung mithilfe von Wasserstoff wäre bei der Erreichung der Klimaziele für die deutsche Stahlindustrie ein Meilenstein“, sagte Althusmann. Wasserstoff-Campus in Salzgitter: Auch andernorts hat man die Zeichen der Zeit erkannt. So wurde Anfang des Jahres in Salzgitter der Wasserstoff-Campus auf den Weg gebracht. Zusammen mit dem Fraunhofer-Institut in Braunschweig arbeitet eine Projektgruppe an der Umsetzung. Mit dabei sind neben Vertretern der Salzgitter AG, von VW, Bosch, MAN und Alstom auch das Amt für Regionalförderung des Landes und die Stadt Salzgitter. Die Wissenschaftler sollen nicht nur der Frage nachgehen, wie sich die Energie alltagstauglich aus Wasserstoff gewinnen lässt, sondern es geht auch um alternative Antriebstechnologien, um Produktion und Transport. Von Kerstin Wosnitza