Hohenhameln: Emma Lange ist 100 Jahre alt geworden

Auch in einem Seniorenheim kommt es nicht alle Tage vor, dass jemand 100 Jahre alt wird. So war der runde Geburtstag von Emma Lange, die in Hohenhameln im Haus am Pfingstanger zu Hause ist, für alle ein besonderer Tag. Sie wurde am 3. Juni 1920 geboren, seit etwas mehr als fünf Jahren lebt sie in der Wohnanlage. Sie konnte selbst kaum glauben, dass sie diesen Tag erleben durfte, und sagte: „Ich armes Menschenkind bin 100 Jahre alt geworden!“ Selbstständig bis ins hohe Alter: Inzwischen sei sie gesundheitlich recht eingeschränkt, sagt ihr Sohn Heiko. Doch bis vor fünf Jahren habe seiner Mutter allein in einer abgeschlossenen Wohnung gelebt, und bis vor einigen Monaten habe sie sehr rege an allem teilgenommen. „Wir kennen Frau Lange als zurückhaltende, immer hilfsbereite und gesellige Bewohnerin und erinnern uns an viele schöne Veranstaltungen, Ausflüge und sogar Urlaube mit ihr“, bestätigt Michaela Aumann vom sozial begleitenden Dienst. „Leicht hat meine Mutter es im Leben nicht gehabt“, weiß Heiko Lange zu berichten. Aufgewachsen ist Emma Lange als Bessarabien-Deutsche in einem Landstrich, der heute in der Republik Moldau und der Ukraine liegt. 1940 folgten die meisten dieser Menschen Hitlers Aufruf, „heim ins Reich“ zu kommen, und siedelten nach Ostpreußen um. „Da war meine Mutter 20 Jahre alt und hat eigenverantwortlich einen zugewiesenen Hof bewirtschaftet“, erzählt der Sohn. Die Männer seien zu der Zeit als Soldaten im Krieg gewesen. „Als die Russen kamen, ist meine Mutter mit vielen anderen geflohen. Geplant war die Evakuierung mit der ,Wilhelm Gustloff’, die sie jedoch verpasst hat. Zum Glück, wie sich später herausstellte, denn das Schiff wurde versenkt“, sagt Heiko Lange. So wurde die Flucht auf dem Landweg fortgesetzt. Diese Zeit voller schrecklicher Erlebnisse sei später bei vielen Gesprächen, denen die Kinder heimlich gelauscht hätten, immer wieder Thema gewesen. Die Eltern hätten sich schon vor dem Krieg gekannt, hinterher wieder getroffen und in Soßmar ein neues Zuhause gefunden. „Leicht war das aber nicht. Ich bin 1954 geboren und habe noch erlebt, dass ich als ,Flüchtlingskind’ zum Spielen nicht überall willkommen war“, erinnert sich Lange, dessen bereits gestorbene Schwester fünf Jahre älter war als er. Großen Respekt hat er vor der Leistung der Eltern, die sich mit harter Arbeit eine neue Existenz aufgebaut haben: „Freie Zeit für sich hatten sie nie.“ Lesen Sie auch: Coronavirus: Neuigkeiten und aktuelle Entwicklungen aus Peine Gadenstedt: Am Lindenplatz entstehen barrierefreie Bungalows Frühgeburt: Janine Koster aus Groß-Lafferde spricht über dramatische Stunden Von Kerstin Wosnitza

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