Viele Edemisser traurig: Ihr „Italiener“ schließt

Die Nachrichten von Kunden, die vom Aus seines italienischen Restaurants in Edemissen gehört hatten, rührten Wirt Virgilio Tripari. „Mein Sohn liebt euer Eis“, schrieb Katharina Taucher. „Das Il Colosseo ist in Edemissen zu einer Institution geworden. Ein Ort zum Wohlfühlen mit guter Küche und immer freundlichem Personal – ihr werdet fehlen“, betont Sabine Peinz. „Zu hören, wie wir geschätzt werden, ist schon toll. Für mich ist es ja selber sehr schade. Ich bedauere die Entwicklung, viele Kunden sind zu Freunden geworden“, sagt der Italiener mit dem markant-großen Schnauzbart. Doch die angebotenen Miet-Konditionen für eine Vertragsverlängerung habe er nicht eingehen wollen. Zumal: Wegen der Corona-Krise ist die Zukunft in der Gastronomie zunächst ungewiss. Damit endet am 21. Juni eine fast auf den Tag genau 20-jährige Geschichte des „Il Colosseos“ in Edemissen. Virgilio Triparis im Februar 2019 verstorbener Bruder Gerardo bewirtete zunächst im heutigen Seidel-Café in Nachbarschaft zum Rathaus seine Kunden mit Pizza, Pasta, Fisch- und Fleischspezialitäten. Viele Kunden staunten, wenn er sich selbst die Bestellung von größeren Gruppen merkte ohne dass er auf einem Notizblock mitschrieb. Sogar Bundeskanzler Gerhard Schröder aß während einer Hochzeitsfeier seines befreundeten Künstlers Bruno Bruni bei ihm. Nach zehn Jahren folgte der Umzug in den nördlichen Ortsteil am Edemisser Einkaufszentrum an der Peiner Straße. Als sein Bruder im vergangenen Jahr einem Krebsleiden erlag, übernahm Virgilio Tripari die Geschäftsführung, obwohl er selbst viel mit seinem Restaurant in Uetze, dem „La Rocca“, zu tun hat. „Ich wollte die Kunden in Edemissen nicht im Stich lassen und nicht einfach von heute auf morgen schließen“, betont der Wirt. Die Führung von zwei Restaurants sei jedoch so aufwendig gewesen, dass er einen Geschäftsführer suchte – vergeblich. „Ich hätte Edemissen gerne einen Nachfolger präsentiert“, betont der Wirt. Im Herbst noch 30 000 Euro investiert: Worüber er sich im Nachhinein nun ärgert, ist, dass er im Herbst des Vorjahres noch einmal rund 30 000 Euro in die Renovierung des Restaurants steckte, in der festen Annahme einer Fortführung des Betriebs. Doch es kam anders. „Die neuen Geräte in der Küche werde ich rausreißen müssen, sie in der Coronakrise verkaufen zu können, wird sich sehr schwierig gestalten“, befürchtet Virgilio Tripari. Edemissen als Standort für ein Restaurant oder Eis-Café, hält er allerdings weiterhin für interessant. Ein Comeback im Ort „halte ich zumindest nicht für ausgeschlossen“, sagt er. Bald nur noch ein Restaurant im Ort: Ole Siegel, der stellvertretende Vorsitzende der Peiner Kaufmannsgilde, würde sich riesig darüber freuen. Er ist schließlich Stammkunde im „Il Colosseo“ gewesen. Sein Lieblingsgericht: Bandnudeln mit Shrimps und Melone. Für den Abschiedstag am 21. Juni hat er sich schon einen Tisch reserviert. „Für Edemissen ist die Nachricht traurig. Aber ich bin zuversichtlich, dass sich da etwas entwickeln wird.“ Edemissens Bürgermeister Frank Bertram (parteilos) bedauerte das Aus nicht nur, weil er fortan auf seinen Favoriten „Schweinemedaillons in Gorgonzola-Sauce“ verzichten muss. „Da schließt nicht nur ein Stück Infrastruktur, sondern da geht für uns auch ein Stück Lebensqualität verloren, zumal wir in Edemissen nicht so mit Restaurants gesegnet sind. Ich hoffe doch sehr, dass sich wieder ein Betreiber findet.“ Der Ort hat damit ab Ende Juni nämlich nur noch ein typisches Restaurant: das „Fairway“ am Golfplatz. Abriss-Arbeiten in Edemissen gehen voran Neuer Vertrag: Artur Borkmann betreibt Restaurant Fairway am Golfplatz weiter Von Christian Meyer

Nach 20 Jahren - Viele Edemisser traurig: Ihr „Italiener“ schließt