Plockhorst: Klaus-Walter Vetter feiert seinen 80. Geburtstag

Über sein Leben müsste man eigentlich ein Buch schreiben, so vieles hat Klaus-Walter Vetter bewegt und angestoßen. Am 6. Januar ist sein Geburtstag, 2021 ist es ein ganz besonderer: Er wird 80 Jahre alt. Aber dass darüber geschrieben wird, ist ihm eigentlich gar nicht recht: „Ich lasse mich nicht gern groß feiern.“ Familie und Freunde hätte er dennoch gern eingeladen, wegen Corona geht das aber nicht. „Hoffentlich lässt es sich im Sommer nachholen“, wünscht sich der Plockhorster. Aufgewachsen ist er in Hildesheim, nach Edemissen kam er im September 1966 nach seinem Theologie-Studium als junger Pastor für die Kapellengemeinden Alvesse, Blumenhagen, Plockhorst, Voigtholz-Ahlemissen und Wehnsen. „Die erste Pfarrstelle kann man sich nicht aussuchen. Für mich war sie aber ein Glückstreffer, und ich bin hier hängengeblieben“, berichtet er. Weil ihm Kirchenmusik schon immer wichtig war, dieses Feld damals aber brach lag, schritt er sofort zur Tat: „Konfirmandinnen und Lehrer ließen sich überreden, Heiligabend in der Kirche als improvisierter Chor zu singen“, blickt der Plockhorster schmunzelnd zurück. Fortan hat er viel dafür getan, dass die Musik einen festen Platz in der Gemeinde hat. Für seelsorgerische Arbeit mit Behinderten fortgebildet: Ein weiterer Schwerpunkt war die Arbeit mit geistig behinderten Menschen. „Vor meinem Studium habe ich in einer großen diakonischen Einrichtung gearbeitet. Das hat mein ganzes Leben geprägt. Als die Lebenshilfe sich in der Gemeinde Edemissen etabliert hatte und der Wunsch nach Konfirmandenunterricht für behinderte Jugendliche aufkam, habe ich diese Aufgabe übernommen“, sagt Vetter. Dafür hat er sich fortgebildet, „versehentlich“ bekam er sogar die Anstellungsfähigkeit an Sonderschulen in Niedersachsen bestätigt. Aber er sei doch lieber Pastor geblieben, auch wenn er mit der Landeskirche so manches Mal gehadert und gestritten habe. Wie Vetter Orgelpfeifen auf dem Flohmarkt verkaufen wollte: Verschmitzt und sehr anschaulich erzählt er die Anekdote, wie er die alten Orgelpfeifen zugunsten eines neues Instruments auf dem Flohmarkt in Hannover verkaufen wollte und die Polizei wegen der ungewöhnlichen Handelsware misstrauisch geworden war. Für drei Flohmärkte rund um die Kirche in Edemissen hat er mit Konfirmanden die Dachböden der Landwirte entrümpelt. Insgesamt kamen so 50 000 Mark für die neue Orgel zusammen. Legendär sind im Rückblick auch die Ausflüge mit den Frauenkreisen, unter anderem ging es mit Sonderzügen ab Plockhorst mit 600 Mitfahrern nach Bremen und Lübeck. „Meine liebe Frau Anne-Margret war immer mit von der Partie und hat mich nicht nur unterstützt, sondern sich selbst sehr engagiert“, freut sich der Vater von vier Kindern. Vetter hat den Diakonieverein ebenso mitgegründet wie den Heimat- und Archivverein, für den er den Anstoß auf einer Posaunenchor-Freizeit in Dänemark bekam. Und auch bei der Entstehung des Partnerschaftsvereins mit Chaulnes hatte er seine Finger im Spiel. Lesen Sie auch Peine-Ticker: Aktuelle Corona-News und Nachrichten aus der Stadt Edemissen: „Die Nachfrage nach Baugrundstücken ist ungebrochen groß“ Landgericht verurteilt 42-Jährigen zu drei Jahren Freiheitsstrafe „Man muss eine Gemeinde als Ganzes sehen“: Darüber hinaus hat sich Vetter jahrzehntelang in der SPD kommunalpolitisch engagiert, ab 1972 zunächst im Rat der damals noch selbstständigen Gemeinde Plockhorst und ab 1974 dann in dem der neu gebildeten Gemeinde Edemissen. Schwerpunkte des Sozialdemokraten waren die Bereiche Soziales, Schule und Kultur. „In den ersten Jahren hatte ich es schwer, Anerkennung zu finden. Ich habe die Gemeinde als Ganzes gesehen, vorgeherrscht hat aber ein Kirchturmdenken, und es wurde viel hinter den Kulissen ausbaldowert“, erinnert er sich. Und eines möchte er zu Bedenken geben: „Mich ärgert es, dass ich jetzt im Ruhestand so viel Geld bekomme, dass ich es gar nicht mehr ausgeben kann. Aber mein ganzes Berufsleben, besonders in der Zeit als junger Familienvater, war das Geld immer sehr knapp. Da müsste man vielleicht mal das System überdenken.“ Ein zutiefst sozialdemokratischer Ansatz. Von Kerstin Wosnitza