Lebenshilfe Peine-Burgdorf: Offener Brief an Sozialministerin Dr. Carola Reimann (SPD)

Große Empörung und Unverständnis: Während die meisten Bürger allmählich in den gewohnten Alltag zurückkehren, herrscht für die Beschäftigten in Werkstätten für Menschen mit Behinderungen weiter ein Corona-Ausnahmezustand. Sie dürfen zwar wieder in den Werkstätten arbeiten, sind jedoch den Vorgaben der Landesregierung zufolge zum ganztägigen Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung verpflichtet. Die Arbeitsgemeinschaft Lebenshilfen Ostniedersachsen bezeichnet dies als Diskriminierung und hat sich in einem offenen Brief an die niedersächsische Sozialministerin Dr. Carola Reimann (SPD) gewandt. Zu den Unterzeichnern gehört auch Uwe Hiltner von der Lebenshilfe Peine-Burgdorf. Schutz- und Hygienekonzepte werden eingehalten: Mit großer Zustimmung und Disziplin hätten die Beschäftigung auf die Wiederöffnung der Werkstätten am 25. Mai reagiert, die neueste Verordnung vom 5. Juni jedoch stoße auf großes Unverständnis. „Umfassende Hygiene- und Schutzkonzepte sichern die Einhaltung von Abstandsgeboten, von Desinfektion, Händewaschen und nicht zuletzt das Tragen von Mund-Nasen-Bedeckung. Diese Masken werden, wie auch sonst üblich, dann getragen, wenn ein Mindest-Abstand nicht eingehalten werden kann wie bei Verlassen der Räumlichkeiten beziehungsweise des Arbeitsplatzes“, heißt es in dem Schreiben. Für die Umsetzung halte jede Werkstatt qualifizierte Fachkräfte bereit. Und weiter: „Unter diesen Umständen einer ganzen Gruppe von Menschen abzusprechen, sich an die Regeln zu halten, ist diskriminierend!“ „Menschen wollen zuhause bleiben“: „In unseren Werkstätten von der Lebenshilfe Peine-Burgdorf arbeiten rund 500 Menschen mit Beeinträchtigungen, aber nur etwa 35 bis 40 Prozent kommen im Moment zu uns“, erklärt Uwe Hiltner. Allein dadurch sei schon genügend Abstand gegeben. „Mittlerweile sagen einige Beschäftigte sogar, dass sie lieber zuhause bleiben wollen, als den ganzen Tag die ungewohnte Maske zu tragen.“ Er geht sogar soweit zu fragen, warum Menschen mit Behinderungen anders behandelt werden als solche an anderen Arbeitsplätzen. „Fachlich gibt es keinen Grund“, so Hiltner, das habe er mit Ärzten abgeklärt. Im Gegenteil: „Wenn so eine Bedeckung viele Stunden getragen wird, feuchtet sie durch. Selbst bei stündlichem Wechsel wäre dann kein Schutz gegeben, diese Kapazitäten an Material haben wir auch nicht.“ Forderung: Maskenpflicht aufheben: Auch die Menschen mit Behinderung würden die durchgängige Maskenpflicht als Diskriminierung erleben, formuliert es Clemens Ahrens, Geschäftsführer der Lebenshilfe Goslar. Er geht im Namen seiner Kollegen davon aus, „dass viele Beschäftigte diesen Anforderungen nicht gerecht werden können und wieder vom Werkstattbetrieb ausgeschlossen werden müssen“. Die Unterzeichner fordern die Sozialministerin auf, im Interesse der Menschen mit Behinderung die durchgehende Maskenpflicht in Werkstätten für Menschen mit Behinderungen und Tagesförderstätten so schnell wie möglich wieder aufzuheben. Lesen Sie auch: Coronakrise: Lebenshilfe Peine-Burgdorf ist sich selbst überlassen Lebenshilfe will Kita auf ehemaligem Elmeg-Gelände bauen Coronavirus: Neuigkeiten und aktuelle Entwicklungen aus Peine Von Antje Ehlers

Behindertenhilfe - Lebenshilfe fordert Abschaffung der Maskenpflicht in Werkstätten