Coronakrise: Lebenshilfe Peine-Burgdorf ist sich selbst überlassen

Auch die Lebenshilfe Peine-Burgdorf mit Sitz in Berkhöpen ist von den Auswirkungen der Coronakrise betroffen. Behinderten-Einrichtungen seien momentan weitgehend sich selbst überlassen und würden von der Bundes- und Landesregierung nicht ausreichend wahrgenommen, kritisiert Geschäftsführer Uwe Hiltner. Beispielsweise für Senioren- und Pflegeeinrichtungen gebe es klare Verfügungen seitens Bund und Land – nicht aber für Behinderten-Einrichtungen wie die Lebenshilfe, so Hiltner. „Wir hatten gehofft, dass es für uns klare Aussagen gibt, doch das ist leider nicht der Fall. Die Verfügungen müssen wir für uns uminterpretieren. Damit bewegen wir uns allerdings immer auf dünnem Eis.“ Im Sozialdienstleister-Einsatzgesetz der Bundesregierung gebe es Zuschüsse von maximal 75 Prozent der bisherigen Vergütungen – was eine finanzielle Lücke bedeute. „Für die Hälfte der Mitarbeiter wurde ein Antrag auf Kurzarbeit gestellt. Noch haben wir liquide Mittel, aber lange halten wir in dieser Situation nicht durch. Wir stehen vor einer ernsthaften Krisensituation“, so Hiltner. Lebenshilfe muss Schutzmaterialien selbst beschaffen: Probleme gebe es auch bei der Ausstattung mit Schutzmaterialien: Pflegekräfte in Altenheimen beispielsweise könnten darauf hoffen, vom Staat entsprechende Ausrüstung zu bekommen. Die Lebenshilfe hingegen müsse sich selbst um die Beschaffung kümmern, was wegen der großen Nachfrage ausgesprochen schwierig sei. 1700 Plätze für Menschen mit Behinderung bietet die Lebenshilfe Peine-Burgdorf in ihren Einrichtungen. Corona-Fälle gebe unter den Bewohnern und Mitarbeitern zum Glück noch keine, sagt Hiltner. „Es gibt entsprechende Notfallpläne, aber wenn es zum Ernstfall käme, hätten wir ein ganz großes Problem.“ Werkstätten und Kindertagesstätten geschlossen: Die Werkstätten der Lebenshilfe sind für die Menschen mit Behinderung gerade geschlossen. Damit die Kunden versorgt werden können, geht der Betrieb weiter – allerdings arbeiten in den Werkstätten derzeit ausschließlich Angestellte der Lebenshilfe. „Kompensieren können wir auf diese Weise natürlich nicht alles“, schildert Hiltner. In den Werkstätten werden unter anderem industrielle Montage und Verpackung, Holzbearbeitung sowie Metall- und Kunststoffbearbeitung angeboten. Die Kindertagesstätten sind ebenfalls geschlossen, und die ambulanten Dienste arbeiten in geringem Umfang, soweit dieses kontaktlos, beziehungsweise kontaktarm, möglich ist. Für viele Menschen mit Behinderungen und ihre Familien oder den gesetzlichen Betreuern sei dies ein Problem. „Problematik lässt sich schwer erklären“: Wer in den Wohnstätten der Lebenshilfe untergebracht ist, muss derzeit dort bleiben. „Die Problematik lässt sich einigen Menschen mit Behinderung nur schwer erklären“, so Hiltner. Quarantäne-Räume würden vorsichtshalber eingerichtet, auch dies müsse die Lebenshilfe in Eigenleistung umsetzen. „Wir sind noch in der Lage, mit dieser Situation umzugehen“, betont Hiltner. Allerdings wünscht er sich, dass die Landesregierung Behinderten-Einrichtungen möglichst bald in ihren Coronakrise-Maßnahmen berücksichtigt. Gute Nachricht am Rande: Die Serviceclubs Lions-Club und Round Table haben in kürzester Zeit 200 Schutzmasken organisiert, die jetzt an die Lebenshilfe übergeben werden. Lesen Sie auch: Lebenshilfe schließt Werkstätten und andere Einrichtungen Corona: Landkreis Peine hat den Aufnahmestopp in Pflegeheimen offiziell verfügt Von Dennis Nobbe

Coronakrise - Kritik: „Lebenshilfe Peine ist sich selbst überlassen“