Zuerst war da nur ein Mensch im schwarzen Anzug in der Ecke des Gewächshauses im Vöhrumer Ökogarten der IGS Peine. Man sah ihn nur von hinten, scheinbar schlafend. Die Schüler der Oberstufen-Deutschkurse tuschelten. Eigentlich sollte doch hier eine Lesung stattfinden. Plötzlich grunzende und schmatzende Laute. Der Mann drehte sich um – und ein Affe stand auf der Bühne.
Erzählung wird zum Theaterstück
Er schien die Zuschauer zu fixieren, hüpfte auf das Pult, taxierte seine Gegenüber, räusperte sich und sprach – Menschenworte. Schon waren die Jugendlichen mittendrin im Stück „Ein Bericht für eine Akademie“ von Franz Kafka. Und sie erlebten, wie aus einer Erzählung ein Theaterstück wurde.
Meisterleistung von Guido Schmitt
Der Berliner Schauspieler Guido Schmitt vollbrachte eine wahre Meisterleistung. Gebannt lebten und leideten die Zuschauer mit ihm, es war mucksmäuschenstill im Publikum. Auch an scheinbar komischen Stellen, etwa wenn der Affe betrunken durch die Gegend taumelte oder die Flöhe aus den Haaren der Mädchen in der ersten Reihe pickte, blieb einem das Lachen gleich wieder im Halse stecken.
Die Schüler wollten viel wissen
Im anschließenden Gespräch mit dem Künstler wollen die Schülerinnen und Schüler viel wissen. Nicht nur Inhaltliches – zum Beispiel, warum denn der Affe so positiv über seine Peiniger spricht, obwohl sie ihn grausam quälen. Oder wie das denn genau mit der Freiheit gemeint gewesen sei?
Wie wird man Schauspieler?
Aber es ging auch darum, wie man Schauspieler wird und wie sich Schmitt auf seine Rollen vorbereitet. Fasziniert lauschten die Jugendlichen seinen Schilderungen von dem Besuch im Zoo und von der besonderen Körperlichkeit, mit der man so eine Rolle angehen muss.
Selbst die Kanarienvögel merkten was
Begeisterter Applaus belohnt den Künstler am Ende für seine Vorstellung. Und wie passend: Selbst die Kanarienvögel hinter dem Vorhang, die eigentlich in diesem Gewächshaus wohnen, scheinen mit ihrem Piepsen und Quietschen den Affen noch eine ganze Weile zu begleiten.
Von Alex Leppert