Wenn Wolfgang Schäuble am Montag von seinem Amt als Bundesfinanzminister zurücktritt, blickt er auf eine Zeit im Merkel-Kabinett zurück, in der er sein innen- wie außenpolitisches Profil noch einmal deutlich schärfen konnte. Besonders in seiner Ägide als Finanzminister war er bei den deutschen Wählern so beliebt wie nie. Nicht nur auf dem Höhepunkt der Griechenland-Krise, auch über seine gesamte Abgeordnetenzeit hinweg, fiel der 75-Jährige durch kluge wie bissige Sprüche auf.
„Mein griechischer Kollege und Freund Janis Varoufakis hat sicher einen genauen Überblick.“
Mit seinem ehemaligen griechischen Amtskollegen Janis Varoufakis verband Schäuble eine besondere Beziehung. Die beiden Finanzminister standen während der Krise in Griechenland nicht nur ständig im Scheinwerferlicht, sondern sich selbst nach einiger Zeit auch unversöhnlich gegenüber. Im April 2015 äußerte Schäuble auf der IWF-Frühjahrstagung zur Lage des südeuropäischen Staats ironisch: „Mein griechischer Kollege und Freund Janis Varoufakis hat sicher einen genauen Überblick.“
„Man muss beim Rechnen nur Plus und Minus verwechseln. Dann ist alles ganz einfach.“
Auf der gleichen Tagung fügte Schäuble mit einem Blick auf Wirtschaftsforscher und Ökonomen bissig hinzu, dass alles ganz einfach sei, wenn man beim Rechnen nur Plus und Minus verwechsle. Die Politik des Finanzministers war von Volkswirten stets kritisch begleitet worden. Doch für die Wissenschaftler und deren Prognosen hatte der gebürtige Freiburger in seiner Amtszeit oft nicht viel übrig.
„Die dümmsten Ratten sind die, die das Schiff verlassen, das gar nicht sinkt.“
Mit Kritik aus den eigenen Reihen musste der damalige Fraktionsvorsitzende Schäuble im Sommer 1997 umgehen. Damals zeigte er sich unmotiviert und frustriert, da seine Reformpläne nicht in Gang gesetzt wurden. Zugleich zeigte sich Schäuble gekränkt, da Bundeskanzler Helmut Kohl eine erneute Kandidatur für die Bundestagswahl 1998 angekündigt hatte und der „Kronprinz“ auf das Abstellgleis gestellt schien. Auf seine innenpolitische Schwächung angesprochen, zeigte sich Schäuble kämpferisch: „Die dümmsten Ratten sind die, die das Schiff verlassen, das gar nicht sinkt.“
“Man kann nicht regieren, indem man über alles Konsenssoße gießt.”
Zwar zeigte sich Schäuble als Fraktionsvorsitzender gegenüber seinem damaligen Kanzler Kohl als loyal. Aber als genauso unerbittlich rechnete er mit dem Reformstau in den letzten Kohl-Jahren ab. Schäuble missfiel die Trägheit der späten Bonner Republik und leitete damit die Kanzlerdämmerung ein, die er als treuer Parteikollege jahrelang verhindert hatte. „Man kann nicht regieren, indem man über alles Konsenssoße gießt“, zeigte sich Schäuble damals tief verbittert.
„Wenn man einen Sumpf trockenlegen will, darf man nicht die Frösche fragen.“
Im Jahr 2010 strebte die Bundesregierung eine Bankenabgabe sowie eine Finanztransaktionssteuer an. Mit der internationalen Abgabe auf Börsen- und Finanzgeschäfte wollte Deutschland nach der Finanzkrise dem Banken- und Spekulationsgeschäft Daumenschrauben anziehen. Die Kritik am Verbot bestimmter Leerverkäufe in Deutschland wies Wolfgang Schäuble mit den Worten zurück: „Wenn man einen Sumpf trockenlegen will, darf man nicht die Frösche fragen.“
Von RND/krö