Anne Tyler: Launen der Zeit. Mit 61 Jahren traut sich Willa das erste Mal, etwas Unüberlegtes zu tun. Keiner ist davon mehr überrascht als sie selbst: Die paar Wochen,in denen sie eine junge Frau und deren Tochter betreute, haben Willas Welt auf den Kopf gestellt. Liebevoll, aber einen Hauch zu routiniert beschreibt die US-Autorin einen späten Aufbruch.
Sylvie Schenk: Eine gewöhnliche Familie. Eine klassische Situation: Zu einer Beerdigung kommen vier Geschwister – alle fast im Rentenalter – nach langer Zeit mal wieder zusammen. Celine, die Zweitälteste, schildert den Tag. Knapp und klar erzählt die Französin, die schon lange in Deutschland lebt, von dem familiären Gemisch aus Überdruss, Neid – und Zuneigung.
Erich Hackl: Am Seil. Mit seinen Büchern arbeitet der Österreicher an einem literarischen Erinnerungsprojekt über Deutschland und Österreich während der Nazi-Zeit. In seinen schmalen Doku-Romanen schildert er wahre Geschichten. Diesmal geht es um den Kunsthandwerker Reinhold, der das jüdische Mädchen Lucia und dessen Mutter jahrelang in Wien versteckt. Der Ton ist zurückhaltend, die Geschichte gewaltig und aufwühlend.
Von Martina Sulner